«Wir waren gerade in der Westbank unterwegs, als es losging»
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Blick-Redaktorin aus Tel Aviv:«Wir waren gerade in der Westbank, als es losging»

Hunderte Schweizer sitzen fest – Israelitischer Gemeindebund klagt an
«Viele fühlen sich vom Bund im Stich gelassen»

Jonathan Kreutner (44) kennt viele Schweizer, die in Israel festsitzen. Der Generalsekretär des SIG (Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund) kritisiert die Eidgenossenschaft scharf: Man fühlt sich hängengelassen.
Publiziert: 08.10.2023 um 14:14 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2023 um 17:19 Uhr
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Jonathan Kreutner, Generalsekretär Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund (SIG), kritisiert die Passivität der offiziellen Schweiz.
Foto: Zvg
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Sandro ZulianReporter News

Blick: Jonathan Kreuter, wie geht es den Menschen in Israel?
Jonathan Kreutner: Grundsätzlich geht es den Menschen gar nicht gut – seien es Touristen oder jüdische Menschen. Wir haben es hier mit einer Ausnahmesituation zu tun, die auch die Israelis noch nie erlebt haben. Wir erleben eine beispiellose Terrorsituation. Die Stimmung ist bedrückend, angespannt. Kurz gesagt, ist es für die Menschen vor Ort ein Schock. Erst gerade konnten sie noch ihre Ferien geniessen, jetzt ist plötzlich Kriegszustand. Man konnte keine Vorkehrungen treffen und wurde komplett überrascht.

Sie haben erwähnt, dass Hunderte oder Tausende Schweizer in Israel festsitzen. Von Schweizer Aussendepartement gibt es noch keine Informationen bezüglich Rückführungen. Wie interpretieren Sie das?
Das ist unverständlich. Auch in Anbetracht dessen, dass die Swiss und andere Fluggesellschaften sämtliche Flüge gestrichen haben. Viele Menschen haben keine Möglichkeit, auszureisen. Die Menschen sind hier in einem Kriegsgebiet gestrandet. Ich höre von vielen Schweizerinnen und Schweizern, dass sie sich vom Bund im Stich gelassen fühlen. Teilweise befinden sie sich in Wohnungen und Häusern ohne Schutzräume, viele von ihnen sind mit Kindern unterwegs. Viele erwarten von der Schweiz Unterstützung, bekommen diese aber nicht. Das ist mehr als bedauerlich. Wir erwarten von der offiziellen Schweiz, dringend nötige Massnahmen zu ergreifen, um ihre Bürger, die ausreisen möchten, zu unterstützen.

Was raten Sie den Menschen, die gestrandet sind?
Eigentlich wäre es Aufgabe des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Ratschläge zu erteilen. Ich bin allerdings nicht vor Ort und kenne die Situation nicht. Meiner Meinung nach wäre das Wichtigste: Schnellstmöglich einen Flug zu ergattern. Dabei ist es egal, von wo aus und auch wohin. Ebenfalls rate ich dazu, auf gut Glück vor Ort an einem Flughafen eine Maschine zu finden, die irgendwohin fliegt. Leider gibt es keine Möglichkeit, Israel über den Landweg zu verlassen.

Wie sehen Sie die Zukunft dieses Konflikts?
Es handelt sich hier um eine nie dagewesene Eskalation dieses lange währenden Konflikts. Israel hat viele Opfer zu beklagen. Es gibt offenbar zahlreiche Entführungen von Zivilisten in den Gazastreifen. Israel wird das Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen. Dass dabei jede Eskalation auch wieder eine Beruhigung zur Folge hat, ist momentan ein schwacher Trost.

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