Valeri Gerassimow knapp ukraninischem Angriff entkommen
Putin schickt wichtigsten General an die Front

Der russische General Valeri Gerassimow war vergangene Woche in der Ukraine. Bei dem Mann handelt es sich um Putins wichtigsten Strategen. Dass er das Risiko eingehen musste, an die Front zu reisen, deutet darauf hin, dass Russland grosse Probleme hat.
Publiziert: 02.05.2022 um 08:43 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2022 um 10:18 Uhr
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Wladimir Gerassimow (rechts) und Verteidigungsminister Sergei Schoigu im Gespräch. Sie sind die engsten Vertrauten Putins im Ukraine-Krieg.
Foto: IMAGO/SNA

General Valeri Gerassimow (66) ist der höchste Uniformierte in Putins Armee. Quasi der Thomas Süssli (55) Russlands. Gerassimow ist seit November 2012 Chef des Generalstabes der Streitkräfte der Russischen Föderation, erster Stellvertreter des Verteidigungsministers der Russischen Föderation, Mitglied des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, Armeegeneral, Held Russlands.

Vergangene Woche befand sich dieser hochdekorierte Mann in der Ostukraine. Das berichtet die «New York Times», die sich auf ungenannte ukrainische und US-Quellen beruft. Es sei um einen Versuch gegangen, die stockende Offensive im Osten voranzutreiben. Obwohl Russland seine Angriffsziele deutlich heruntergeschraubt habe, kämpfe man nach wie vor mit logistischen Fehlschlägen und schwindender Moral in der Armee. «Wir gehen davon aus, dass er dort war, weil Russland erkannt hat, dass sie noch nicht alle Probleme gelöst haben», sagt eine der zitierten Quellen.

Die Ukraine bekam zwar mit, dass Gerassimow im Land ist, aber zu spät, um ihn zu fassen oder zu töten. Als sie am Samstagabend einen Angriff auf das «Schulgebäude Nummer 12» in der von Russland kontrollierten Stadt Isjum starteten, befand sich Gerassimow laut den Quellen schon wieder in Russland. Trotzdem war der Angriff für die Ukraine ein Erfolg, laut Behörden wurden dabei rund 200 Soldaten und General Andrej Simonow getötet.

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Gerassimow besitzt einen Atomkoffer

Isjum war vor dem Krieg rund 50’000 Einwohner gross und ist unterdessen zu einem Stützpunkt des russischen Militärs geworden. Gerassimow soll sich laut Bericht mehrere Tage in der Ostukraine aufgehalten haben und dann im Verlauf des Samstags in Isjum in der «Schule Nummer 12» eingetroffen sein. «Die Entscheidung, dieses Objekt zu zerstören, wurde nicht wegen Gerassimow getroffen, sondern weil es sich um eine wichtige Operationsbasis handelt», sagt eine Quelle zur «New York Times».

Doch seinen Tod hätten die Ukrainer als grossen Sieg verkaufen können. Denn Gerassimow ist gemeinsam mit Putin und Verteidigungsminister Sergei Schoigu (66) der Architekt der russischen Strategie, berichtet die Zeitung. Sie entscheiden, alle anderen führen aus. Wie wichtig Gerassimow für Putin ist, zeigt sich auch daran, dass er nebst Putin und Schoigu einen von nur drei existierenden Atomkoffern besitzen soll. Will Russland Atomraketen starten, braucht es alle drei Koffer. (vof)

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