Auf einen Blick
- Russland verschleppt ukrainische Kinder in Ferienlager zur militärischen Indoktrinierung
- Für 2025 gibt es für jede besetzte Region feste Quoten
- Mindestens 500 Kinder in Starobelsk sollen ideologisch unterrichtet werden
Bereits Tausende Kinder sollen aus den seit 2022 von Russland besetzten Gebieten in vermeintliche Ferienlager verschleppt worden sein. Für die Eltern ist es kaum möglich, ihre Kinder vor den Fängen des Kreml zu schützen. Unter dem Vorwand, sie aus den Kriegsgebieten zu evakuieren und in Sicherheit zu bringen, werden sie von den russischen Besatzungsbehörden weggebracht, um sie dort militärisch zu indoktrinieren.
«Sie nennen es natürlich nicht Umerziehung. Sie nennen es auch nicht Militarisierung. Sie sagen einfach: ‹Andere Kinder haben diese Lager auch besucht, sie kommen mit Geschenken zurück. Ihnen geht es gut›», so Olha Skrypnyk, Vorstandsvorsitzende der Menschenrechtsgruppe Krim, gegenüber der ARD-«Tagesschau».
Kinder sollen folgsame Putin-Russen werden
Derzeit passiert das in den Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson sowie auf der bereits 2014 annektierten Krim. Für 2025 soll es für jede Region feste Quoten geben, wie viele Kinder nach Russland geschickt werden müssen, wie das Zentrum nationaler Verteidigung in Kiew berichtet.
Ziel ist es, aus den Kindern und Jugendlichen folgsame Putin-Russen zu machen, und sie auf den Dienst in der russischen Armee vorzubereiten. In der Junarmija, der Jungen Armee Russlands, lernen schon Kinder, Schusswaffen zusammenzusetzen, zu schiessen und Verwundete zu bergen. In den Umerziehungslagern treffen sie auch auf russische Soldaten, die gegen die Ukraine gekämpft haben.
Eines dieser Zentren ist das Lager «Avangard» in der russischen Region Wolgograd, wie auf Website des Russisches Verteidigungsministeriums zu sehen ist. Weitere Bilder zeigen, wie Jugendliche lernen, mit Waffen umzugehen, stets bewacht von bewaffneten russischen Soldaten.
Viele Kinder kommen zurück – aber verändert
Tatsächlich kehren viele aus den Lagern zurück, wie die Expertin der ukrainischen staatlichen Dienststelle für Kinderrechte, Anastasia Stepula, gegenüber «Bild» bestätigt, allerdings «mit einer bestimmten ideologischen Prägung». Bei den Kindern werde versucht, patriotische Ansichten über Russland und eine kriegerische Haltung gegenüber der Ukraine zu entwickeln.
Nach Einschätzung der Expertin könnte das russische Rekrutierungsprogramm weiter wachsen: In der Stadt Starobelsk in der Region Luhansk sollen laut Plänen mindestens 500 Kinder ideologisch unterrichtet werden. Insgesamt seien 1,6 Millionen Kinder ab 12 Jahren gefährdet, so Stepula.