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Hochmoderne Artillerie gegen Russland
Darum wäre die Nato mit Finnland und Schweden viel stärker

Schon in Kürze könnten Finnland und Schweden der Nato beitreten. Für das Militärbündnis wäre es eine riesige militärische Aufrüstung.
Publiziert: 16.05.2022 um 19:41 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2022 um 13:42 Uhr
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Finnland und Schweden wollen in die Nato.
Foto: keystone-sda.ch

Tausende zusätzliche Soldaten, hochmoderne Artillerie und eine doppelt so lange Grenze an Russland. Mit dem möglichen Beitritt von Schweden und Finnland zum Militärbündnis Nato ändert sich viel.

Beide Länder haben in den vergangenen Jahren extrem aufgerüstet – aus Angst vor einem möglichen Angriff Russlands. «Wir wissen, wie wir unser Land verteidigen», sagt Kai Sauer vom finnischen Aussenministerium gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Hochmoderne Systeme

Gemäss dem Fachmagazin «Military Balance» verfügen alleine die Finnen über 672 Artilleriesysteme. Darunter befinden sich hochmoderne Kampfpanzer des Typs Leopard 2A6 und Raketenwerfer des Typs M270. Beide Systeme sind auf dem neusten Stand der Technik.

Schweden hingegen verfügt über eine hochgerüstete Marine. Flaggschiffe sind die fünf «Visby»-Tarnkappenboote. Die Entwicklung dauerte über zehn Jahre. Der Bug der Boote besteht aus speziellen Kohlestofffasern. Das macht die Schiffe auf dem gegnerischen Radar praktisch unsichtbar. Ausgestattet mit schweren Torpedos werden sie derzeit zur Verteidigung der schwedischen Küste eingesetzt.

Ausserdem besitzt Schweden fünf U-Boote, elf Landungsschiffe, sieben Minenleger und fünfzehn weitere Schiffe für Logistik. Bei einem Beitritt zur Nato würde die Marine des Verteidigungsbündnisses massiv gestärkt.

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Hunderttausende Soldaten in Reserve

Finnland und Schweden verfügen zudem über eine starke Luftwaffe. Schweden besitzt 96 Gripen-Kampfflugzeuge. Ausserdem hat der Rüstungshersteller Saab dort seinen Sitz. Finnland seinerseits hat erst vor kurzem 64 Kampfjets des Typs F35 bestellt. Sie gelten als modernste Kampfflugzeuge der Welt.

Beide Länder stellen nur wenige aktive Soldaten. 23'800 Menschen dienen derzeit in Finnland, 14'600 in Schweden. In Finnland gilt allerdings noch immer die Wehrpflicht. Sollte es tatsächlich zu einem Ernstfall kommen, könnte Finnland im Notfall bis zu 900'000 Soldaten mobilisieren.

Zudem würden viele Einwohner des Landes über ausgeprägten Patriotismus verfügen, sagt Kai Sauer vom finnischen Aussenministerium zur «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Ein sehr grosser Teil der Finnen würde im Notfall zur Waffe greifen.»

Antrag wohl schon in Bälde

Zudem hätte der finnische Geheimdienst in den vergangenen Jahren viele Daten über Russland gewinnen können. Diese würden auch der Nato bei Lageanalysen helfen.

Sollten die beiden Länder der Nato beitreten, würde zudem die strategische Lage der baltischen Staaten massivst verbessert. Bislang waren Estland, Lettland und Litauen von Nicht-Nato-Mitgliedern umgeben, eine Versorgung war nur über See möglich. Künftig würde Finnland eine Landanbindung an die Nato sicherstellen. So könnten Truppen und militärisches Gerät deutlich schneller verschoben werden.

Wann genau die beiden Staaten der Nato beitreten werden, ist noch nicht bestimmt. In beiden Ländern laufen seit Montag Parlamentsdebatten, danach wird in der Regierung diskutiert. Laut Experten könnte ein offizieller Beitritts-Antrag aber schon in den nächsten Wochen erfolgen. (zis)

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