Er hätte sterben sollen. Weil er 1989 seine Frau und ihre beiden Söhne im Teenageralter getötet hatte, sollte Oscar S. (72) hingerichtet werden.
Der Senior hatte bereits seine Henkersmahlzeit verspeist. Konkret: einen doppelten Bacon-Cheeseburger, einen Apfelkuchen und Vanilleeis. Dann wurde die Hinrichtung in letzter Sekunde abgebrochen.
Gouverneur Bill Lee (62) teilte auf Twitter mit, dass dem Verurteilten aufgrund eines «Versehens bei der Vorbereitung der tödlichen Injektion» ein vorübergehender Aufschub gewährt worden sei. Als S. davon erfuhr, sei er «vor Erleichterung in sich zusammen gesackt» und habe sich bei Gott bedankt, erklärte seine Anwältin, wie US-Medien berichten.
Untersuchung zur Hinrichtungspanne gefordert
Der inzwischen 72-Jährige befindet sich seit den 90er-Jahren im Todestrakt. Sein Anwaltsteam hat mehrfach versucht, die Hinrichtung zu stoppen, doch ein Bundesrichter lehnte seinen letzten Antrag ab. Der Gouverneur von Tennessee, Bill Lee, lehnte am Dienstag ein allerletztes Gnadengesuch von den Anwälten von S. ab.
Gleichzeitig fordern die Anwälte eine vollständige unabhängige Untersuchung, um festzustellen, was genau bei den Vorbereitungen für die Hinrichtung schiefgelaufen ist, um S. unnötiges Leid zu ersparen. Dafür müssten die Medikamente und Instrumente genau unter die Lupe genommen werden.
Solange diese Untersuchung laufe, müsse die Hinrichtung aufgeschoben werden. Einen neuen Termin gibt es noch nicht. S. wird aber nicht vor dem 8. Juni hingerichtet werden, wie US-Medien weiter berichten.
Polizisten während Verkehrskontrolle erschossen
Anders als im Bundesstaat Tennesse fand in Texas eine Hinrichtung statt. Carl B. (†78) wurde hingerichtet, weil er vor mehr als 30 Jahren einen Polizisten getötet hatte. Nach Angaben des texanischen Justizministeriums wurde der 78-Jährige durch eine Injektion getötet und starb nach 13 Minuten. Zuvor hatte der Oberste Gerichtshof der USA einen letzten Antrag um Aufschub abgelehnt. Vor dem Gefängnis protestierten Gegner der Todesstrafe.
B. hatte im Juni 1990 den Polizeibeamten James I. während einer routinemässigen Verkehrskontrolle erschossen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits ein langes Vorstrafenregister und war nach einer Verurteilung wegen sexueller Nötigung einer Minderjährigen auf Bewährung.
Laut Ministerium wollte B. der Familie des getöteten Polizisten seine Reue über die Tat mitteilen. Er bete dafür, dass die Familie mit dem Mord an dem Familienvater abschliessen kann. «Ich bin bereit zu gehen», fügte er hinzu.
Er litt an Arthritis, Schwindel und Hepatitis
Die Witwe des Polizisten, Maura I., sagte nach der Hinrichtung jedoch: «Es tut mir leid, dass jemand gestorben ist, aber ich habe ihn nicht als Person betrachtet, sondern nur als eine Sache, als ein Krebsgeschwür.»
Die Anwälte von B. hatten hingegen argumentiert, dass es «grausam» sei, einen Mann so viele Jahre nach der Tat hinzurichten. B. befand sich in den letzten 20 Jahren in Einzelhaft und musste 23 Stunden am Tag in seiner Zelle verbringen. Der 78-Jährige habe für niemanden mehr eine Gefahr dargestellt. Er litt demnach an zahlreichen Krankheiten wie Arthritis, Schwindel, Hepatitis, Schmerzen am Ischiasnerv und Zirrhose.
B. wurde erstmals 1991 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde 2009 vom höchsten Gericht des Bundesstaates Texas aufgehoben – drei Jahre später aber von einer anderen Jury wieder in Kraft gesetzt. (jmh/AFP)