«Hier gibt es keine Nazis»
Russischer Pilot (28) flüchtete mit Heli in die Ukraine

Für den ukrainischen Geheimdienst ist es ein Geschenk des Himmels: Ein russischer Pilot will überlaufen – mitsamt seinem Heli. Jetzt spricht er erstmals über seine Flucht. Und appelliert an seine Ex-Kollegen.
Publiziert: 05.09.2023 um 02:21 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2023 um 15:04 Uhr
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Maxim Kusminow flog mitsamt seinem Kampfheli über die Grenze. Seine beiden Co-Piloten starben bei der Flucht.
Foto: Screenshot youtube

Ein halbes Jahr lang heckten der ukrainische Geheimdienst und der russische Pilot Maxim Kusminow einen spektakulären Plan aus: Der 28-Jährige soll mitsamt seinem Kampfheli auf die andere Seite wechseln. 

Am 23. August war es so weit: Mit seinem Mi-8-Hubschrauber landete Kusminow auf einem ukrainischen Flugplatz im ostukrainischen Gebiet Charkiw. Dort übergab er seinen Heli den ukrainischen Streitkräften. Erstmals hat Kusminow in einem Interview, das am ukrainischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, Einzelheiten zu seiner Flucht erzählt. 

Ukraine belohnte ihn fürs Überlaufen

Er erzählt: «Ich habe mich an den ukrainischen Geheimdienst gewandt und meine Situation geschildert. Man bot mir Sicherheitsgarantien, neue Dokumente und eine finanzielle Entschädigung im Gegenzug für mein Überlaufen an.» 

Schliesslich wartete er auf eine gute Gelegenheit, die kam, als er einen Einsatz nahe der Grenze hatte. Er übermittelte seine Koordinaten dem Geheimdienst, schaltete den Funk aus – und überquerte im Tiefflug die Grenze. 

Es gab aber ein Problem: Seine Co-Piloten waren in den Plan nicht eingeweiht und versuchten, Kusminow an seinem Vorhaben zu hindern. «Niemand hat verstanden, was mit mir los war», sagt der russische Pilot. 

«Hier gibt es keine Nazis oder Faschisten»

Bei der Ankunft wird die Besatzung von den ukrainischen Streitkräften in Empfang genommen. Laut Geheimdienst-Chef Kirill Budanow wollten die beiden Co-Piloten fliehen – und wurde dabei getötet. Auf die näheren Umstände ihres Todes wird aber nicht eingegangen. Budanow sagt: «Wir hätten es vorgezogen, sie lebend zu fassen, aber es ist, wie es ist.»

Der Pilot appelliert im Interview an seine ehemaligen Kollegen in der russischen Armee: «Die Wahrheit ist, dass es hier keine Nazis oder Faschisten gibt. Es ist eine echte Schande, was hier passiert. Mord, Tränen, Blut. Die Menschen bringen sich einfach gegenseitig um. Ich möchte nicht daran teilhaben», sagt er.

Kusminow fordert andere russische Militärangehörige auf, sich ebenfalls zu ergeben. «Ihr werdet versorgt sein, für den Rest eures Lebens. Man wird euch überall einen Job anbieten, egal, was ihr tun wollt. Ihr werdet einfach eine Welt voller Farben entdecken.» (neo) 

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