Bei den US-Diplomaten in Wien herrscht Alarmstimmung. Will sie jemand mit schädlichen Wellen ausser Gefecht setzen? Rund zwei Dutzend diplomatische Angestellte, aber auch Geheimdienstmitarbeiter und Regierungsangestellte berichten über mysteriöse Beschwerden, die jenen des sogenannten Havanna-Syndroms ähnelten.
Aufgetreten sind die Symptome in Wien, seit Joe Biden (78) im Januar ins Weisse Haus eingezogen ist.
Ned Price (38), Sprecher des US-Aussenministeriums, sagte: «Was Wien betrifft, so gehen wir in Abstimmung mit unseren behördenübergreifenden Partnern Berichten über mögliche unerklärliche Gesundheitsvorfälle in der US-Botschaft energisch nach.» Das gelte selbstverständlich auch für andere Orte, an denen diese Beschwerden auftreten würden.
Wien gilt jedoch als Hochburg der Geheimdienste, die von hier aus andere Staaten und deren Vertreter ausspionieren.
Schmerzhafter Ton
Das Havanna-Syndrom tauchte erstmals 2016 in der kubanischen Hauptstadt auf. Mehr als ein Dutzend US-Diplomaten klagten in der US-Botschaft über Kopfweh, Übelkeit, Schwindel und Sehstörungen. In allen Fällen berichteten die Opfer über ein hochfrequentes Geräusch. Bis 2018 waren in Kuba über 40 Diplomaten betroffen, die zum Teil abgezogen und zurückgeholt wurden.
Das Gleiche erlebten Amerikaner auch im Generalkonsulat in der chinesischen Stadt Guangzhou sowie an andern Orten auf der ganzen Welt. Sogar im Weissen Haus waren Angestellte betroffen. Inzwischen weiss man von Fällen bei über 100 US-Diplomaten, Spionen und Soldaten.
Alles nur Einbildung?
Was genau das Havanna-Syndrom auslöst, ist nicht genau erforscht. Die US-Geheimdienste gehen davon aus, dass die Betroffenen möglicherweise mit starken Mikrowellen beschossen worden sind und dass Russland, China oder Kuba hinter den Angriffen stecken könnten.
So weiss man von China, dass bei Demonstrationen mit Akustikwaffen gezielt Personen ausgeschaltet oder zur Flucht gezwungen werden.
2019 meinten Forscher, dass auch Pestizide hinter den Leiden stecken könnten. Eine andere Theorie besagt, dass es sich um ein psychogenes Massenleiden handeln könnte, die Erkrankten also nur glauben, dass sie erkrankt sind.
Auch Österreich ermittelt
Auch die österreichischen Behörden haben eine Untersuchung eingeleitet. «Wir nehmen diese Berichte sehr ernst und arbeiten gemäss unserer Rolle als Gaststaat mit den US-Behörden an einer gemeinsamen Aufklärung», teilte das Aussenministerium mit. «Die Sicherheit der nach Österreich entsandten Diplomaten und ihrer Familien hat für uns oberste Priorität.» (gf)