Seit dem Terror-Angriff der Hamas am 7. Oktober haben die Forensiker im Leichenschauhaus von Abu Kabir alle Hände voll zu tun. Tagtäglich treffen hier neue Leichen ein. Hier wird das Ausmass des Massakers deutlich, das die Hamas im Süden von Israel angerichtet hat.
Viele der Todesopfer sind nicht mehr als Menschen zu erkennen – die Gräueltaten, die die Hamas verübt haben, lassen gar Gerichtsmediziner fassungslos zurück. Selbst Forensiker kommen deshalb mit der Identifizierung der Leichen an ihre Grenzen. Das berichtet die «Washington Post».
Leichen sahen aus «wie Kohle»
200 der rund 1400 Leichen waren derart verstümmelt und verbrannt, dass es den Experten unmöglich war, die Leichen zu identifizieren. «Wie Kohle», so beschrieb Chen Kugel, Direktor des nationalen forensischen Zentrums, viele der Leichen, die nun im Leichenschauhaus eintreffen.
Um die Identifizierung der Leichen zu erleichtern, wurden inzwischen gar Archäologen ins Boot geholt. Sie sollen anhand von Knochenfragmenten der Angriffsorte dabei helfen, den Todesopfern Namen zu geben.
In manchen Fällen reicht selbst ein Knochensplitter aus, um den Tod eines Menschen zu bestätigen. So auch im Fall der Deutschen Shani Louk (†22). Die junge Frau, die bei einem Festival in Israel von der Hamas als Geisel genommen wurde, konnte anhand eines Schädelknochen-Splitters für tot erklärt werden.
Zahlreiche der Vermissten könnten tot sein
Neben den zahlreichen Todesopfern macht auch die hohe Vermisstenanzahl den Experten zu schaffen. So ist es den Forensikern zufolge wahrscheinlich, dass viele von ihnen bereits tot sind und sich ihre Leichen in einer der Hallen befinden.
Angehörige wurden deshalb nun gebeten, ihre DNA abzugeben sowie sämtliche zahnärztliche Unterlagen und Zahnbürsten der Vermissten mitzubringen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass sich ihre Angehörigen nicht unter den Toten befinden.
«Ich habe noch nie gesehen, dass so viele Leichen bei einem einzigen Ereignis eingeäschert wurden», sagte Tal Simmons, forensischer Anthropologe von der Virginia Commonwealth University, der als Freiwilliger in dem Zentrum arbeitete und bereits in zahlreichen Kriegsgebieten tätig war, zur «Washington Post».
Ob und wann die Spezialisten einen Gang herunterschalten können, ist unklar. Die Experten arbeiten seit dem Angriff rund um die Uhr in drei Schichten. Besserung ist nicht in Sicht. Die Todesopfer des Hamas-Massakers werden wohl nicht die Letzten sein. Nach Einschätzung von Experten dürfte der Krieg blutiger werden als je einer zuvor im Nahen Osten. (dzc)