Grossangriff auf Israel befürchtet
Putin mischt bei Irans Vergeltungsschlag mit

Teheran und Moskau haben ihre Zusammenarbeit bis zur gegenseitigen Abhängigkeit intensiviert. Auch beim geplanten Angriff auf Israel hat Putin seine Finger im Spiel.
Publiziert: 07.08.2024 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2024 um 20:25 Uhr
Drohnen zum Abschuss bereit: Der Iran ist Hauptlieferant der russischen Armee.
Foto: keystone-sda.ch
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Guido FelderAusland-Redaktor

Wenn Teheran demnächst zum erwarteten Angriff auf Israel bläst, wird auch der russische Präsident Wladimir Putin (71) seine Finger im Spiel haben. Seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die beiden Länder ihre Zusammenarbeit ausgebaut. So liefert der Iran den Russen Drohnen, Raketen und Gleitbomben, dafür belieferte Moskau Teheran zur Verteidigung des Vergeltungsschlags mit Radaranlagen und Luftabwehr-Systemen. 

Aber auch beim Angriff selber will Putin mitreden. Er hat dabei spezielle Interessen.

Der Kreml fordert vom Iran, bei den Vergeltungsmassnahmen Zurückhaltung zu üben und zivile Opfer zu vermeiden. Das sagte Sergei Schoigu (69), ehemals russischer Verteidigungsminister und heute Sekretär des Sicherheitsrates, bei seinem Besuch Anfang Woche in Teheran, bei dem er die russische Unterstützung im Kampf gegen Israel bekräftigte. 

Grund für die Forderung ist, dass unter den 9,5 Millionen Einwohnern Israels gegen 2 Millionen Menschen russischsprachig sind. Es sind vor allem ehemalige Sowjetbürger und deren Nachkommen. 

Auch heute noch ist der Zustrom aus Russland gross. Seit Beginn des Ukraine-Krieges migrierten laut «The Times of Israel» 84’000 Russen nach Israel. Durch den Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 wurden auch russische Staatsbürger getötet. 

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Anfang Woche besuchte der russische Sicherheitsrat-Sekretär Sergei Schoigu (l.) den Stabschef der iranischen Armee, Generalmajor Mohammad Hossein Bagheri.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Gemeinsamer Feind

Der Grund für die enge Zusammenarbeit hat drei Buchstaben: USA. Die Vereinigten Staaten sind ihr gemeinsamer Feind. Russland und der Iran verfolgen eine antiwestliche Weltordnung. Auch im syrischen Bürgerkrieg unterstützen sie zusammen Machthaber Baschar al-Assad (58).

Der Stabschef der iranischen Armee, Generalmajor Mohammad Hossein Bagheri (64), sagte schon Anfang Jahr, dass die Beziehungen zu Moskau «eine neue Dimension» erreicht hätten. Es gab mehrere gegenseitige Besuche.

Das Institute for the Study of War (ISW) geht davon aus, dass die militärische Partnerschaft ausgebaut wird, unter anderem mit dem Ziel, den Westen von einer weiteren Unterstützung der Ukraine abzuhalten. Es haben auch gemeinsame Manöver mit China stattgefunden. 

Gegenseitige Abhängigkeit

Bereits heute besteht eine gegenseitige Abhängigkeit. So ist der Iran zu einem wichtigen Käufer von russischem Gas geworden. Umgekehrt beweist laut ISW die Lieferung von Radar- und Abwehrsystemen die anhaltende Abhängigkeit Moskaus von Teheran.

Russland könnte das Material nämlich beim Krieg in der Ukraine selber gut gebrauchen. Erst am Dienstag ist es ukrainischen Einheiten gelungen, bei Kursk die russische Grenze zu durchdringen und massiven Schaden anzurichten. Aus den beschossenen Ortschaften flohen Tausende Russen.

Auch im nicht-militärischen Bereich kommen sich Teheran und Moskau immer näher. Ulrich Schmid (58), Russland-Experte an der Uni St. Gallen: «Es gibt viele russische Investitionen im Iran.» Mittlerweile arbeiten die beiden Staaten im Rahmen der Brics-Staaten und der Schanghaier Organisation zusammen. 

Sorgen vor Atomprogramm

Russland und der Iran haben unterschiedliche Kulturen und Religionen. Kann diese Zusammenarbeit gut gehen? «Die Religion ist das kleinste Problem», sagt Ulrich Schmid. Russland rühme sich immer wieder, im Gegensatz zum Westen jahrhundertelange Erfahrung im Umgang mit dem Islam zu haben. 

Grössere Sorgen bereitet Russland laut Schmid das iranische Atomprogramm. Auch Moskau wolle nicht, dass die Mullahs die Atombombe besitzen. Schmid: «Aber wegen der aktuellen Isolation schiebt Russland alle Bedenken auf die Seite und sucht sich höchst problematische Alliierte aus.» 

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