Jedes Jahr verlassen mehr als 200 Ärzte den Kosovo. Ihr Ziel sind dabei meist EU-Länder wie Deutschland und Österreich. Grund dafür ist vor allem der höhere Lohn. Während ein Arzt im Kosovo durchschnittlich umgerechnet 624 Euro verdient, sind es in Deutschland bis zu 4000 Franken im Monat.
Balkanländer wie Albanien, Kosovo und Serbien verzeichnen laut «albora.ch» eine überdurchschnittlich hohe Auswanderung von Fachkräften. Nebst Ärzten ziehen auch viele Bauarbeiter und andere Handwerker in die Europäische Union um. Für sie dürfte ebenfalls der bis zu sechsmal höhere Lohn einer der Hauptgründe sein.
Auch der Arzt Flamur Llabjani hat zuletzt den Kosovo verlassen, um in Deutschland zu arbeiten. Im Interview mit «albora.ch» erklärt er: «Ich werde meine Karriere in Deutschland fortsetzen. Als Arzt werde ich in einem renommierten Spital arbeiten.» Llabjani fängt in der Lungenklinik Neustadt im Bundesland Thüringen an.
EU-Länder freuen sich über Fachkräfte
Der albanische Arzt Rajmond Hazizaj arbeitet bereits seit fünf Jahren in Deutschland. Er sagt: «Wie jeder Anfang hatte auch dieser seine Schwierigkeiten, aber die sind bereits überwunden und ich bin sehr zufrieden mit dem Arbeitsplatz, an dem ich derzeit arbeite, sowie mit den Kollegen, die mich umgeben.»
Mit seiner «Fol Shqip Show» feiert Altin Marku (37) seit Jahren grosse Erfolge, dank ihm schaut die albanische Community weltweit auf die Schweiz. Jetzt hat er das Nachrichtenportal albora.ch gegründet – und arbeitet künftig mit Blick zusammen. Einmal wöchentlich veröffentlicht Blick die «Albora Top Story» auf Deutsch.
Mit seiner «Fol Shqip Show» feiert Altin Marku (37) seit Jahren grosse Erfolge, dank ihm schaut die albanische Community weltweit auf die Schweiz. Jetzt hat er das Nachrichtenportal albora.ch gegründet – und arbeitet künftig mit Blick zusammen. Einmal wöchentlich veröffentlicht Blick die «Albora Top Story» auf Deutsch.
Hazizaj hat Albanien verlassen, weil er sich auf ein Fachgebiet spezialisieren wollte und «um mit den modernsten Einrichtungen und Technologien auf dem Laufenden zu sein». Laut dem Mediziner gibt es in Deutschland ausserdem viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden.
Den EU-Ländern kommt die Fachkräfte-Zuwanderung gelegen, da ihnen oft die Ärzte fehlen. Für Staaten wie den Kosovo hingegen ist die Auswanderung ein grosses Risiko. In Zukunft besteht bei ihnen die Gefahr, zu wenig medizinisches Personal oder Fachärzte zu haben.
«Krise in nächsten fünf Jahren»
Pleurat Sejdiu, Präsident der Ärztekammer des Kosovo, erklärt: «Der Kosovo ist wegen des Mangels an Ärzten ernsthaft gefährdet. In diesem Jahr sind bereits 108 Ärzte und 48 Fachärzte nach Deutschland gegangen.» In den nächsten zehn Jahren könnten so rund 2000 Ärzte den Balkanstaat verlassen.
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«Ich denke, dass wir in den nächsten fünf Jahren eine Krise haben werden, wenn der Trend bei den jungen Fachärzten anhält», prognostiziert Sejdiu. Bereits jetzt liegt das Durchschnittsalter von kosovarischen Ärzten bei über 50 Jahren. Eine Besserung ist nicht in Sicht – von den 150 jährlichen Medizinabsolventen verlassen rund 90 Prozent nach dem Studium das Land. (obf)