Von 1998 bis 1999 wütete im Balkan der Kosovokrieg. Tausende Familien begaben sich auf die Flucht. Auch Lena D.*, die damals zwei Jahre alt war, musste mit ihrem älteren Bruder und ihren Eltern flüchten. In der Schweiz fand die albanische Familie Schutz.
Zuerst kam Lena D. mit ihrer Familie in ein Asylantenheim. «Meine Eltern hatten dort aber Streit miteinander», erinnert sich die 25-Jährige im Gespräch mit albora.ch. «Meine Mutter zog daraufhin mit meinem Bruder und mir in ein Frauenhaus, damit mein Vater nicht zu uns kommen konnte.»
«Wir hatten Glück»
Doch damit war der Streit zwischen den Eltern nicht vorbei. «Mein Vater wurde wütend und hatte Angst, dass er seine Kinder nicht mehr sehen würde», erklärt Lena D. «Er kaufte sich irgendwo in Zürich eine Waffe und brach durch ein Fenster ins Frauenhaus ein. Dann tötete er vor unseren Augen unsere Mutter.»
Der Vater von Lena D. konnte kurze Zeit später von der Polizei gefasst werden. «Man versuchte dann, eine Familie in der Schweiz zu finden, die uns aufnehmen würde.» Schliesslich wurden die Albanerin und ihr Bruder von Pflegeeltern aufgenommen. «Wir hatten das Glück, gut aufzuwachsen. Wir hatten alles, was wir brauchten.»
Mit seiner «Fol Shqip Show» feiert Altin Marku (37) seit Jahren grosse Erfolge, dank ihm schaut die albanische Community weltweit auf die Schweiz. Jetzt hat er das Nachrichtenportal albora.ch gegründet – und arbeitet künftig mit Blick zusammen. Einmal wöchentlich veröffentlicht Blick die «Albora Top Story» auf Deutsch.
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Pflegeeltern halfen Lena
Sowohl zur Familie des Vaters als auch der Mutter erfolgte ein kompletter Kontaktabbruch. In den nachfolgenden Jahren wuchs Lena D. bei ihren Pflegeeltern in der Schweiz auf. Doch schon immer wollte die Albanerin die Familie ihrer Mutter kennenlernen. So beschloss sie eines Tages, in den Kosovo zurückzukehren.
Von ihren Pflegeeltern erhielt die junge Frau Dokumente ihrer leiblichen Mutter. «Auch die Geburtsurkunde war dabei», erinnert sie sich. Zudem war noch eine genauere Ortsangabe vermerkt. Trotz Flugangst stieg die Albanerin ins Flugzeug und reiste in den Kosovo. Dort angekommen suchte sie den Geburtsort ihrer Mutter, ein Dorf namens Lipjan, auf.
«Es war ein sehr emotionaler Moment»
In Lipjan fragte Lena D. einen älteren Mann, wo sich denn der besagte Ort befand. Schliesslich wurde sie zu einem Haus mit einem grünen Tor geführt. «Ich erzählte der Frau, die mir dort das Tor öffnete, meine Geschichte», erklärt Lena D. «Sie fing daraufhin an zu weinen.» Im Haus erklärte ihr die Dame, dass ihre Grosseltern vor zwei Jahren gestorben seien.
Die Frau stellte sich als Ehefrau von Lenas Grossonkel heraus. Die Albanerin lernte daraufhin zahlreiche Familienmitglieder kennen. «Es war ein sehr emotionaler Moment für mich», erinnert sie sich. Heute pflegt Lena D. sowohl zu ihrer leiblichen Familie als auch zu den Pflegeeltern gute Beziehungen. «Ich fühle mich wie eine Schweizerin, aber auch wie eine Albanerin.» (obf)
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