Trump feiert Silvester in Washington
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Aus Florida abgereist:Trump feiert Silvester in Washington

Gereizter US-Präsident bricht überraschend Florida-Ferien ab
Jetzt droht Trump, komplett die Fassung zu verlieren

Für US-Präsident Trump ist mit 2020 ein Horrorjahr zu Ende gegangen. Seine Wiederwahl schien vor einem Jahr noch möglich. Corona durchkreuzte alle Pläne. Jetzt hat er selbst seine Ferien in Florida abgebrochen - wütend, unverstanden, zunehmend isoliert.
Publiziert: 01.01.2021 um 02:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2021 um 12:01 Uhr
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Für US-Präsident Donald Trump ist ein Katastrophenjahr zu Ende gegangen.
Foto: AFP
Daniel Kestenholz

Knapp drei Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump (74) seine Feiertagsferien in Florida überraschend abgebrochen. Trump reiste am letzten Tag des Jahres, das seine Präsidentschaft in Trümmern zurücklässt, von seinem Resort im südöstlichen Sonnenstaat nach Washington ins Weisse Haus zurück.

Der TV-Sender CNN berichtete, Trump sei schon seit seiner Ankunft in Florida vor gut einer Woche in «gereizter Stimmung» gewesen – demnach nicht nur wegen der verlorenen Präsidentenwahl, sondern auch wegen vorgenommener Renovierungsarbeiten in Mar-a-Lago, die seine Frau, First Lady Melania (50), zum Grossteil beaufsichtigt habe.

In Florida war Trump isoliert und wütend – und er weigert sich weiterhin, die grosse politische Bühne des Landes aufzugeben, in dessen Mittelpunkt er die letzten vier Jahre stand. Bald zwei Monate nach seiner Niederlage bei der US-Präsidentschaftswahl gegen den Demokraten Joe Biden (78) weigert sich Trump immer noch, seine Niederlage einzugestehen. Die vergangenen acht Tage verbrachte ein gedemütigter Trump nicht etwa damit, seinem Nachfolger bei dessen Vorbereitung aufs Weisse Haus doch noch Hand zu bieten. In seinem Resort Mar-a-Lago in Florida spielte Trump vorab Golf im eigenen Golfklub und feuerte wütende Tweets ab.

Plötzlich ignoriert er auch Reporter

Trump wirft inzwischen nicht mehr nur mit Beleidigungen gegen «Fake News»-Medien und die Demokraten um sich. Den Supreme Court der USA, von dem er drei Richter ernannt hat, verurteilte er als «völlig inkompetent und schwach». Der republikanische Gouverneur von Georgia? «Ein komplettes Desaster.»

Andere Zielscheiben von Trumps Hass sind das FBI, sein eigener Generalstaatsanwalt und inzwischen selbst die ihm zuvor gnädig gesinnten Medienhäuser «Fox News» und das «Wall Street Journal». Trump sieht sich weiter als Opfer von massivem Wahlbetrug, für den weder er noch seine Anwälte stichhaltige Beweise vorgelegt haben. Dutzende Klagen wurden von Gerichten abgeschmettert. Am 6. Januar steht die offizielle Verlesung der Ergebnisse im US-Kongress an, die ausgerechnet von seinem Vize Mike Pence (61) präsidiert werden muss. Einige Republikaner planen eine Störaktion, die das Prozedere etwas in die Länge ziehen könnte.

Während seines Urlaubs in Florida hatte Trump auch – und das gab es noch nie – nichts zu den dutzend Weisse-Haus-Journalisten zu sagen, die mit ihm in den Sunshine State angereist waren. Trumps Schweigen steht in scharfem Kontrast zu den letzten vier Jahren, in denen Trump kaum eine Gelegenheit verpasste, um Reportern seine Ansicht der Dinge darzulegen.

Trumps Horrorjahr

Präsident Trump konnte der Verlockung von Fernsehkameras und Mikrofonen selten widerstehen. Nicht so am Ende des Jahres 2020, Trumps Horrorjahr.

Nachdem er jahrelang stolz Gesetze und Dekrete, die er gerade unterschrieben hatte, für die Fernsehkameras zur Schau stellte, setzte Trump am Sonntag unter Ausschluss der Öffentlichkeit seine Unterschrift unter ein massives Coronavirus-Hilfspaket.

Trump hatte zunächst gedroht, ein Veto gegen das mit Spannung erwartete 900-Milliarden-Dollar-Konjunkturprogramm einzulegen, das mit parteiübergreifender Unterstützung verabschiedet wurde. Doch der Kongress drohte erstmals überhaupt ein Veto von Trump zu kippen. Dieser machte wortlos einen Rückzieher und unterzeichnete das Paket ohne jegliche Zugeständnisse.

«Unermüdlich» arbeitender Golfspieler

Trump verbleiben noch 20 Tage im Amt. Die letzten Bilder, die er als Präsident liefert, werden ein Präsident aus der Ferne beim Golfspielen sein, wie er ein weisses Polohemd und eine rote «Make America Great Again»-Baseballmütze trägt. Jetzt hat Trump am Donnerstagnachmittag seinen Urlaub abgebrochen und damit in letzter Minute beschlossen, auf die traditionelle glitzernde Silvesterparty in Mar-a-Lago zu verzichten.

Dabei hatte das Weisse Haus noch darauf bestanden, dass der Präsident zwar keine öffentlichen Veranstaltungen in Mar-a-Lago wahrnehmen, aber «unermüdlich» arbeiten würde: «Während die Ferienzeit naht», erklärte das Weisse Haus vor Weihnachten, «wird Präsident Trump weiterhin unermüdlich für das amerikanische Volk arbeiten. Sein Zeitplan beinhaltet viele Treffen und Anrufe.»

Zu einer Zeit, in der die USA, wie viele andere Länder auch, mit einem grimmigen Anstieg der Coronavirus-Fälle konfrontiert sind, hatte Trump nichts über die Pandemie zu sagen. Ausser, dass er staatliche Beamte für Verzögerungen bei der Impfstoffverteilung verantwortlich machte. Am Vortag seiner Abreise aus Florida verzeichneten die Vereinigten Staaten einen Rekord von 3927 Todesfällen innerhalb von 24 Stunden.

«Stoppt den Wahnsinn»

Was Trump in seinen letzten Tagen im Amt noch tun wird, darüber schweigt er. Wird er das Weisse Haus freiwillig räumen? Wird er an Bidens Amtseinführung am 20. Januar teilnehmen? Niemand weiss es. Klar aber ist, dass seine verzweifelten Bemühungen, das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen vom 3. November zu kippen, zum Scheitern verurteilt sind und sein Einfluss schwindet.

Inzwischen hat selbst Senator Mitch McConnell (78), der mächtige republikanische Mehrheitsführer im Senat, Bidens Sieg anerkannt und Trumps Forderung nach einer Erhöhung der direkten Covid-19-Hilfszahlungen an die Amerikaner rundweg abgelehnt. 2000 Dollar, wie von Trump gefordert, seien «Sozialismus für reiche Leute», so McConnell.

Und selbst die «New York Post», die immer zu Trumps eifrigsten Unterstützern gehörte, sagte jetzt, es sei für Trump an der Zeit, die Niederlage einzugestehen. «Stoppt den Wahnsinn», titelte die Zeitung am Montag.

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