Genau wie die Krim
Diese Ukraine-Regionen will sich Putin auch einverleiben

Geht es nach den Plänen der russischen Regierung, sollen mehrere ukrainische Gebiete künftig dem Krim-Szenario folgen und russisches Staatsgebiet werden. Die Durchführung der Referenden ist bereits in Planung.
Publiziert: 01.06.2022 um 17:14 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2022 um 17:42 Uhr
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Die Region Cherson ist von russischen Truppen besetzt. Geht es nach den Vorstellungen von Kreml, soll Cherson künftig zu Russland gehören.
Foto: AFP

Wenige Tage vor Ausbruch des russischen Angriffskrieges in der Ukraine wollte Kreml-Chef Wladimir Putin (69) offiziell noch nichts von einer Einverleibung ukrainischer Territorien wissen.

Als sein Spionagechef Sergej Naryschkin (67) bei der Sicherheits-Sitzung am 21. Februar bereits davon sprach, den «Vorschlag über die Aufnahme der Donezker und der Luhansker Volksrepubliken in den Bestand der Russischen Föderation» zu unterstützen, korrigierte Putin den stotternden Naryschkin umgehend. «Darüber reden wir nicht. Das erörtern wir nicht. Wir sprechen über die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit oder nicht», sagte der russische Präsident damals.

Nun – über drei Monate später – scheint dieses Szenario für den Kreml immer wahrscheinlicher zu werden.

Der Generalsekretär der Putin-Partei Geeintes Russland, Andrej Turtschak (46), verkündete im Interview mit der Nachrichtenagentur «Ria Novosti», dass diese beiden Regionen ein Teil Russlands werden sollen. Er habe «nicht die geringsten Zweifel», dass sie sich Russland anschliessen würden, sagte er am Mittwoch.

Cherson soll zu Russland gehören

Geht es nach seinen Vorstellungen, sollen auch die Regionen Cherson und Saporischschja künftig zu Russland gehören. «Die ukrainische Oblast Cherson und die Gebiete innerhalb der Grenzen der Volksrepubliken Luhansk und Donezk werden Teil Russlands, ebenso wie die Oblast Saporischschja, in der ein Referendum abgehalten werden soll, sobald es die Lage erlaubt», sagte Turtschak.

Die Entscheidung solle von den Bewohnern selbst getroffen werden. Und er sei sich sicher, dass sie dafür stimmen würden. Er habe keinerlei Zweifel daran, dass diese Region Teil der Russischen Föderation sein wird, so Turtschak. «Die Menschen wollen Schutz und Stabilität, damit sie nach acht Jahren des vom Westen legitimierten banderitischen Terrors endlich den lang ersehnten und dauerhaften Frieden finden.» «Banderiten» ist ein abwertend verwendeter Begriff für Anhänger des ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera (1909–1959). Er hatte mit den Nazis gegen die sowjetische Armee gekämpft und war an der Ermordung von Juden beteiligt.

Bereits Anfang Mai sagte der Moskauer Politiker bei einem Besuch der von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson: «Russland ist für immer hier!» Zum grossen Unmut der ukrainischen Führung. Michajlo Podoljak (50), Berater von Präsident Wolodomir Selenski (44), sagte damals: «Es wird keine Volksrepublik Cherson geben.» Das Gebiet werde vollständig befreit werden, was viele russische Soldaten das Leben kosten werde.

«60 oder 70 Prozent werden für Anschluss stimmen»

Bisher ist von dieser Befreiung nichts zu sehen. Cherson ist nach wie vor von russischen Truppen besetzt. Stattdessen spricht auch Kirill Stremoussow (45), Vizechef der prorussischen Militärverwaltung von Cherson, von einer Zukunft auf russischem Territorium.

«Ich sehe die Oblast Cherson als Teil der Russischen Föderation»
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Vizechef der Militärverwaltung:«Ich sehe die Oblast Cherson als Teil Russlands»

«Ich sehe die Oblast Cherson – ich betone, Oblast und nicht Republik – als Teil der Russischen Föderation. Die Frage, wann wir dort sein werden, hängt von den Einwohnern Chersons ab», sagt er zu «Ria Novosti». Seiner Ansicht nach dürfte das schon bald der Fall werden. Stremoussow kündete an, demnächst ein Referendum durchführen zu wollen. «Es werden mindestens 60 oder sogar 70 Prozent der Einwohner für einen Anschluss an Russland stimmen», sagte er selbstsicher.

2014 annektierte Russland bereits die Halbinsel Krim. Nachdem die Maidan-Proteste in Kiew eskaliert waren und es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen war, spitzte sich die Lage auch auf der Krim zu. Blitzschnell lief die Geheimoperation «Russischer Frühling» 2014 auf der Krim ab: Am 16. März fiel bei einer international nicht anerkannten Volksabstimmung das Votum für die Vereinigung der Halbinsel und ihren rund zwei Millionen Menschen mit Russland. (man)

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