Zunächst ist nicht viel zu sehen, doch bei genauerem Hinsehen erkennt man: Um ein Gelände nahe der belarussischen Kleinstadt Assipowitschy ragt ein dreifacher Zaun in die Höhe, ein brandneues Luftverteidigungssystem ist vorhanden und ein Sicherheitscheckpoint wurde eingerichtet.
Laut Investigativ-Ermittlern der «New York Times» ist klar: Das Militärareal, das noch aus den Zeiten der Sowjetunion stammt, wurde mit «einzigartigen Sicherheitsvorkehrungen» ausgestattet, die es zu einem russischen Atomlager machen könnte.
Mit Bau wurde bereits im März 2023 begonnen
Die Lage könnte bei den Mitgliedern des Nato-Bündnisses derweil Sorgen hervorrufen. So liegt die Anlage nur einige Hundert Kilometer von der polnischen Grenze entfernt – und somit gefährlich nahe an dem Gebiet der Nato.
Die Konstruktion eines solchen Lagers hatte Putin bereits Ende letzten Jahres angekündigt, als er betonte, dass Russland den Bau eines «Speziallagers für taktische Atomwaffen» in Belarus ins Auge gefasst hat. Das berichtet auch «The Japan Times». Tatsächlich soll der Bau aber bereits im März 2023 begonnen haben.
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Klare Indizien für Vorbereitung auf Atomwaffen-Lagerung
Ein Ex-Beamter des US-Verteidigungsministeriums, William Moon, hat lange mit russischen Abgeordneten an der Sicherheit von Atomsprengköpfen gearbeitet. Für ihn ist speziell der dreilagige Zaun ein eindeutiges Indiz, dass Russland plant, auf dem Stützpunkt Atomwaffen zu lagern: «Als wir mit den russischen Standards arbeiteten, verlangten sie diese dritte Lage Zaun.»
Auch der Sicherheitscheckpoint, der neu errichtet wurde, sei besonders. So betont Michael Duitsman, Nuklearwaffen-Experte am amerikanischen Middlebury Institute, dass es einen solchen auf anderen russischen Stützpunkten gar nicht erst gibt. Auch das Luftabwehrsystem deutet darauf hin, dass das Areal eine zentrale Bedeutung hat.
Zudem wurden drei Baracken errichtet, die wohl zur Unterbringung der zuständigen Militäreinheit und als administratives Zentrum dienen dürften. Letztlich ist auch eine überdachte Laderampe auffällig: Sie soll zu unterirdischen Bunkern führen. Werden dort die Atomwaffen gelagert?
Kein militärischer Vorteil
Obwohl neben Moon auch andere Experten darauf hinweisen, dass alle Zeichen darauf hindeuten, dass Putin es sich gerade mit seinen Atomwaffen nahe der Nato-Grenze gemütlich macht, geben sie Entwarnung: So würde er vielleicht die russische Präsenz und Abschreckungspolitik in der Region verstärken, sich aber keinen bedeutenden militärischen Vorteil verschaffen.