Der aktuelle US-Präsident, man kann es nicht anders sagen, ist ein Albtraum für Zeitungsmacher. Massiv belastend für jeden, der mit diesem 79-jährigen Polit-Dinosaurier Aufmerksamkeit erregen muss. In Sachen Klicks, der harten Währung des Online-Journalismus, kein Kassenschlager. Ein klick-technischer Flop gewissermassen. Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, ist das schon mehr, als die meisten bei einem Biden-Artikel schaffen, bevor sie vor Langeweile einschlafen.
Anders lässt sich die neue Lust auf Eskalation nicht erklären, mit der jeder Auftritt zum Skandal hochskaliert wird:
Biden verliert völlig den Faden! (Die Antwort auf eine Frage missglückte.) Biden beleidigt Journalisten! (Er nannte den Fox-News-Korrespondent Peter Doocy einen «Mistkerl». Der nahm es gelassen.) Biden wimmelt Fragen ab! (Er wollte keine zum abtretenden Supreme-Court-Richter beantworten, «weil er ja noch im Amt ist».)
Ein Grossteil der Biden-Kritik hat mit kollektivem Gedächtnisverlust zu tun. Wie bei einem Trauma haben wir verdrängt, wie echte tägliche Angriffe und Beleidigungen auf Presse und Demokratie aussahen, wie Journalisten willkürlich der Zugang zum Weissen Haus entzogen wurde und Medienhäuser für eine absurde Masse an geistigen Ausfällen auf Twitter extra Redaktoren abstellen mussten.
Biden liefert seltener und ödere Schlagzeilen. Schlicht, weil er eben tut, was ein Präsident tun sollte: regieren. Das ist sehr oft geräuschlos und langweilig. Zum Glück.