US-Präsident Joe Biden will erstmals in der Geschichte der Vereinigten Staaten eine schwarze Frau als Verfassungsrichterin nominieren. Er habe noch keine konkrete Entscheidung getroffen, sagte Biden am Donnerstag in einer Rede im Weissen Haus. Es werde aber «jemand mit aussergewöhnlichen Qualifikationen, Charakter, Erfahrung und Integrität» sein, fügte Biden hinzu. «Und diese Person wird die erste jemals für den Supreme Court nominierte schwarze Frau sein.»
Der liberale Verfassungsrichter Stephen Breyer verkündete an der Seite des US-Präsidenten seinen Rücktritt. US-Medien hatten am Mittwoch berichtet, der mit 83 Jahren älteste Richter am Supreme Court wolle zum Ende des laufenden Gerichtsjahres im Juni in den Ruhestand gehen.
Verlieren die Demokraten die Senatsmehrheit?
Biden hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, dass er erstmals in der Geschichte eine schwarze Frau für den mächtigen Supreme Court nominieren würde, sollte in dem neunköpfigen Gerichtshof ein Posten frei werden. An den Mehrheitsverhältnissen in dem konservativ dominierten Gerichtshof wird sich dadurch aber nichts ändern.
Hinter den Kulissen war seit Monaten Druck auf den auf Lebenszeit ernannten und seit 28 Jahren amtierenden Breyer ausgeübt worden, in den Ruhestand zu gehen. Hintergrund sind Befürchtungen von Bidens Demokraten, bei den Kongresswahlen im Herbst ihre derzeitige hauchdünne Senatsmehrheit zu verlieren.
Republikaner könnten Kandidaten blockieren
Sollte Breyer in den folgenden Jahren im Amt schwer erkranken oder gar sterben, hätten die Demokraten dann keine Mehrheit mehr, um einen von Biden nominierten Nachfolger zu bestätigen. Vielmehr könnten die oppositionellen Republikaner von Ex-Präsident Donald Trump jeden Kandidaten blockieren.
In den USA werden Verfassungsrichter vom Präsidenten nominiert und müssen dann vom Senat bestätigt werden.
Dem mächtigen Gerichtshof kommt im Institutionengefüge der USA eine zentrale Rolle zu. Der Supreme Court entscheidet über die Verfassungsmässigkeit von Gesetzen und Regierungshandeln und hat grundsätzlich bei juristischen Streitfragen das letzte Wort.
Das umfasst auch höchst strittige Themen wie das Abtreibungsrecht, das Waffenrecht, das Einwanderungsrecht – und zuletzt Massnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Vor zwei Wochen blockierte der Gerichtshof eine von Biden verhängte Impf- oder Testpflicht für grosse Unternehmen und fügte dem Präsidenten damit eine schwere Niederlage zu. (AFP)