Zwölf Jahre nach der Tsunami- und Atomkatastrophe von Fukushima hat Japan der Opfer des Unglücks gedacht. Menschen im ganzen Land hielten am Samstag um 14.46 Uhr (Ortszeit) für eine Schweigeminute inne, um an den Moment zu erinnern, als am 11. März 2011 ein Beben der Stärke 9,0 die Nordostküste Japans erschütterte.
Das am Meer gelegene Akw Fukushima war kurz nach dem Erdbeben von einer fast 15 Meter hohen Tsunami-Welle getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.
Infolge des Bebens und des Tsunamis starben etwa 18.500 Menschen. Die Umgebung des zerstörten Atomkraftwerks wurde grossflächig radioaktiv verstrahlt, rund 165.000 mussten ihr Zuhause verlassen oder gingen freiwillig. Bis heute sind viele Menschen nicht in ihre Häuser zurückgekehrt.
«Es ist jetzt zwölf Jahre her», sagte die 73-jährige Fumiko Sugawara aus der vom Tsunami zerstörten Küstenstadt Kesennuma am Grab ihres Mannes und anderer Familienmitglieder, wie im Fernsehsender NHK zu sehen war. «Wir haben überlebt, also passt bitte auf uns auf», bat sie die Verstorbenen in einem Gebet.
Ministerpräsident Fumio Kishida sagte bei einer Gedenkfeier zu, sich weiterhin für den «sicheren» Rückbau der Kraftwerksruine einzusetzen - dies sei für die «Heilung» des Landes sehr wichtig. Es sei zudem die «Verantwortung» der Regierung, das Land besser auf Katastrophen vorzubereiten.
In Japan sind noch immer die meisten Atomreaktoren abgeschaltet. Pläne der Regierung, zur Nutzung der Atomkraft zurückzukehren, sind aber immer weniger umstritten. Die weltweite Energiekrise, die durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgelöst wurde, hat auch in Japan für stark steigende Strompreise gesorgt .
Unter dem Eindruck der Energiekrise will die japanische Regierung die Rückkehr zur Atomkraft nun beschleunigen. Ministerpräsident Kishida hat vorgeschlagen, sieben Reaktoren wieder in Betrieb zu nehmen und neue Reaktoren mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen zu bauen. Aktuelle Umfragen der Zeitungen «Asahi Shimbun» und «Yomiuri Shimbun» zeigen, dass zum ersten Mal seit 2011 eine Mehrheit der Menschen in Japan den Plan unterstützt. (AFP)