Die russische Armee kämpft mit herben Rückschlägen. Um für Nachschub an der Front zu sorgen, werden russische Kriminelle aus den Gefängnissen geholt. Dabei scheinen die Delikte keine Rolle zu spielen.
Unter den rekrutierten Häftlingen befand sich auch der ehemalige Polizist Sergej Kadatskyj aus Rostow am Don. Er wurde 2018 wegen Mordes an seiner Frau und des versuchten Mordes an seinem Schwiegervater zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, wie das kremlkritische Nachrichtenportal Meduza berichtet.
Der Russe soll jetzt an der Front gefallen sein, weshalb ihm trotz seiner blutigen Vergangenheit eine besondere Ehrung zuteil wurde: Er bekam posthum die Tapferkeitsmedaille verliehen. «Er starb einen tapferen Tod auf dem Schlachtfeld, indem er Mut und Tapferkeit bewies», heisst es in dem Schreiben, wie Meduza weiter berichtet.
«Nach einem halben Jahr kehrt ihr zurück nach Hause»
Kadatskyj ist nicht der erste verurteilte Häftling, der für seine Teilnahme am Krieg eine Auszeichnung erhält. Zuvor war der Anführer einer organisierten Verbrecherbande aus der Nähe von Moskau, Iwan Neparatow, der wegen Mordes, Raubes, Entführung, Erpressung und anderer Verbrechen zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, posthum mit einer ähnlichen Medaille ausgezeichnet worden. Der entsprechende Erlass soll sogar vom russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) unterzeichnet worden sein, schreibt Meduza.
Bereits im August tauchten Meldungen auf, dass «Putins Koch» und Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin (61), Söldner in Straflagern rekrutiert. Im September tauchte ein Video auf, das Prigoschin höchstpersönlich in einem Gefängnis in der Stadt Joschkar-Ola, 760 Kilometer östlich von Moskau, zeigen soll.
Er erklärte darin den Häftlingen, was auf sie zukomme und welche Chance sich ihnen biete. «Nach einem halben Jahr kehrt ihr zurück nach Hause. Ihr erhaltet Amnestie. Diejenigen, die bei uns bleiben möchten, werden bei uns bleiben.» In den Knast werde aber keiner wieder müssen, verspricht Prigoschin. (jmh)