Freigelassene 17-jährige Hamas-Geisel Agam Goldstein-Almog
«Viele Mädchen wurden schwer sexuell missbraucht»

Mehr als einen Monat nach ihrer Freilassung aus Hamas-Geiselhaft erzählt die 17-jährige Israeli Agam Goldstein-Almog vom erlebten Terror. Israelische Mädchen hätten «schweren sexuellen Missbrauch erlebt».
Publiziert: 07.01.2024 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2024 um 14:04 Uhr
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Die ehemalige Geisel Agam Goldstein-Almog bei einer Kundgebung im Dezember.
Foto: Keystone
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Nach 51 Tagen in Gewalt der Hamas war die 17-jährige Agam Goldstein-Almog am 26. November freigelassen worden – zusammen mit ihrer Mutter Chen (49) und ihren beiden jüngeren Brüdern Gal (11) und Tal (9).

Jetzt hat die junge Israeli ein Video veröffentlicht, in dem sie im Detail über ihre Angst und die Schrecken während der Geiselhaft aussagt. «Viele Mädchen wurden schwer sexuell missbraucht und litten unter sehr schweren Verletzungen», so Goldstein-Almog.

Nach Angaben Israels bleiben 129 Geiseln in Gewalt der Hamas, darunter 19 Mädchen und Frauen. Goldstein-Almog könnte an jenem fatalen Tag, von dem sie jetzt erzählt, auch diesen Opfern begegnet sein.

«Schwer sexuell missbraucht»

«An jenem Tag gingen wir von einem Haus zu einem Tunnel», sagt sie. «Plötzlich öffnete sich eine Tür, und wir trafen sechs Mädchen an. Wir erkannten, dass es Mädchen waren, die allein waren. Viele Mädchen wurden schwer sexuell missbraucht, sie sind verletzt – sehr, sehr schwer, und die Verletzungen wurden nicht behandelt», erinnert sich die junge Israeli. «Sie behandelten ihre Wunden selbst, oder wir haben ihnen dabei geholfen.»

Nach der Freilassung der Familie Ende November hatte schon die Mutter davon gesprochen, dass andere Geiseln weniger Glück hätten. Auch Chen Goldstein-Almog sprach von einem der Verstecke, wo sie zusammen mit einer Gruppe weiblicher Gefangener untergebracht worden seie.

«Einige wurden geschlagen und einige Stunden lang mit Handschellen gefesselt», sagte sie in einem Gespräch mit Reuters. «Nicht nur Männer, auch Frauen wurden geschlagen, und wir hörten von sexuellem Missbrauch, einige aus erster Hand. Andere waren Mädchen, die wir trafen, die es miterlebt oder davon gehört hatten.» Sie seien «mit vorgehaltener Waffe verletzt» worden.

«Denkst ständig darüber nach, wie der Tod aussehen wird»

Goldstein-Almog machte sich grosse Sorgen um die zurückgebliebenen Frauen, von denen einige schwer verletzt gewesen seien. «Sie sagten, sie könnten mit den körperlichen Verletzungen umgehen, aber sie wüssten nicht, wie sie mit der Art und Weise umgehen sollten, wie sie sexuell verletzt wurden.»

Das damals erlebte Trauma bestätigt jetzt auch Tochter Agam: «Ich kann mir gar nicht vorstellen, in welcher Situation sie sich befinden und an welche Hoffnung sie sich klammern», sagt die 17-Jährige im Video über ihre damaligen Mitgefangenen.

In der Geiselhaft «lebt man mit dem Tod. Du weisst nicht, wann er dich erwischt und wie er aussehen wird, ob er mit Folter geschieht oder ob du einfach erschossen wirst, oder bei den Bombardierungen durch die Luftwaffe. Du denkst ständig darüber nach, wie der Tod aussehen wird.»

Die Hamas weist Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs zurück.

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