Mit den Frauen hat Alexander Lukaschenko (66) nicht gerechnet. Seine männlichen Konkurrenten hatte der Belarus-Diktator rechtzeitig von der Präsidentschaftswahl am 9. August 2020 ausgeschlossen oder verhaften lassen, doch statt ihnen traten zwei ihrer Ehefrauen und eine Unterstützerin an: Galionsfigur Swetlana Tichanowskaja (39), Veronika Zepkalo (44) sowie die Menschenrechtsaktivistin Maria Kolesnikowa (39).
Tichanowskaja brachte vor der Wahl vorsichtshalber ihre Kinder ins Ausland und ging aufs Ganze. Doch Lukaschenko klammerte sich an die Macht, rund 80 Prozent der Stimmen will der Diktator erhalten haben. Swetlana Tichanowskaja erklärte sich zur Wahlsiegerin – und wird im Westen auch so behandelt.
Seither kämpft sie aus dem Exil in Litauen für Demokratie in ihrem Heimatland, spricht im Europäischen Parlament, hält in fliessendem Deutsch ein Grusswort auf dem CDU-Parteitag, baldmöglichst will sie sich mit Joe Biden (78) austauschen. Mitstreiterin Zepkalo floh nach Polen. Nur Kolesnikowa hielt bis zu ihrer Verhaftung und Verschleppung Anfang September die Stellung, führte die wochenlangen Grossproteste in Minsk an.
Die Frauen geben nicht auf
Den Protestgeist bekommt Lukaschenko nicht zurück in die Flasche – egal, mit wie viel Gewalt er gegen Demonstrationen vorgeht. Seit Beginn der Proteste stemmen sich vor allem die Belarussinnen laut und hartnäckig gegen ihn. Etwa die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch (72), die aktuell in Berlin lebt, oder die als Protest-Grosi bekannt gewordene Nina Baginskaja (74), die sich mutig gegen die Sicherheitskräfte stellt.
Wenn die Frauen zu Hunderten durch Minsk und andere Städte ziehen, leuchtet die Protestmenge weiss-rot-weiss: Die Farben der Nationalflagge nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991, die Lukaschenko ausgetauscht hat.
Willkürliche Verhaftungen und Gewalt halten die Belarussinnen nicht auf. Kürzlich zeigte ein auf Twitter geteiltes Video eine Gruppe vermeintlich unschuldig lesender Frauen in der Minsker U-Bahn. Sie trugen rote Mäntel und weisse Schals – ihre demonstrativ hochgehaltenen Bücher verwiesen auf die Proteste.
Ein Land, viele Namen: Seit 1991 trägt die ehemalige Weissrussische Sozialistische Sowjetrepublik die offizielle Bezeichnung Republik Belarus. Die Verwendung dieses Namens soll dem Missverständnis entgegenwirken, wonach das Land bloss ein Teil Russlands sei. Im deutschen Sprachraum setzt sich diese Bezeichnung aber erst langsam durch. Das Schweizer Aussenministerium schreibt jedoch konsequent «Belarus» und «belarusisch» – mit einem s. Auch bei den Flaggen herrscht Verwirrung: Die Demonstranten verwenden die alte weiss-rot-weisse Belarus-Fahne als Erkennungszeichen. Pro-Lukaschenko-Leute benutzen die offizielle rot-grüne Flagge.
Ein Land, viele Namen: Seit 1991 trägt die ehemalige Weissrussische Sozialistische Sowjetrepublik die offizielle Bezeichnung Republik Belarus. Die Verwendung dieses Namens soll dem Missverständnis entgegenwirken, wonach das Land bloss ein Teil Russlands sei. Im deutschen Sprachraum setzt sich diese Bezeichnung aber erst langsam durch. Das Schweizer Aussenministerium schreibt jedoch konsequent «Belarus» und «belarusisch» – mit einem s. Auch bei den Flaggen herrscht Verwirrung: Die Demonstranten verwenden die alte weiss-rot-weisse Belarus-Fahne als Erkennungszeichen. Pro-Lukaschenko-Leute benutzen die offizielle rot-grüne Flagge.