Wladimir Putins Kriegsrede hallt nach. Nach Einführung der Mobilmachung wollen viele Russen nur noch eines: nichts wie weg! Mit der Flucht aus dem Land oder zumindest dem Ausscheiden aus Putins Armee wollen sie vermeiden, in der Ukraine verheizt zu werden.
Das zeigen auch Trends bei Online-Suchanfragen. Rege gesucht werden unter anderem «Hand brechen» und «Entlassung aus der Armee». Ebenfalls hoch im Kurs: «Wie man Russland verlässt».
Russen googeln «Hand brechen»
Beim Google-Suchbegriff «Hand brechen» geht es tatsächlich um den brutalen Akt, sich selbst die Hand zu verletzen und sich somit kampfunfähig zu machen. Die Linie der entsprechenden Suchanfrage verzeichnete Mittwoch einen beinahe vertikalen Steigflug und stieg der Google-Statistik zufolge auf den Beliebtheitswert 70/100. Eine noch stärkere Ausprägung erreichte «Entlassung aus der Armee» mit dem Wert 100/100.
Ein weiterer Ausreisser bei den Google-Trends ist die Anfrage «Wie man Russland ohne Pass verlässt». Die meisten Russen besitzen keinen Pass, um ins Ausland reisen zu können. In Russland gibt es zwei Arten von Pässen: einen für nur Inlandsreisen und einen separaten Pass für das Ausland.
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Flüge gefragt wie nie
Bereits kurz nach Putins Rede stürzten sich die Menschen in Russland auf Flugtickets, mit denen sie das Land verlassen könnten. Auf Suchanfragen von Flügen nach Istanbul antwortete die in Russland beliebte Buchungsplattform «Aviasales» nur wenige Stunden nach der Rede mit «Keine Tickets gefunden», wie «Die Zeit» berichtet. Die Flugpreise nahmen in den letzten 24 Stunden gewaltig zu. Am Donnerstag waren zum Beispiel wieder Flüge nach Istanbul im Angebot – allerdings für umgerechnet mehr als 5000 Franken.
Ziel sind häufig Destinationen, für die russische Staatsbürger kein Visum brauchen. So etwa die nächstgelegenen ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien, Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan oder eben Istanbul.
Stau an der finnischen Grenze
Am Mittwoch gingen Bilder und Videos von der finnischen Grenze um die Welt, auf denen ein reger Ansturm seitens Russland zu sehen war. In einigen Berichten war von 35 Kilometern Stau die Rede. Der finnische Grenzschutz dementierte jene Bilder und sagte, sie seien in einem anderen Zusammenhang entstanden.
Jetzt tauchten allerdings weitere Bilder auf, die einen wahrheitsgemäss erhöhten Verkehr an der finnisch-russischen Grenze zeigen. Die Behörde bestätigte in einem Tweet den erhöhten Andrang. Matti Pitkäniitty, Leiter für internationale Angelegenheiten des finnischen Grenzschutzes, machte das gegenüber «FAZ» in Zahlen deutlich. Am Mittwoch seien insgesamt 4824 Russinnen und Russen über die Grenze nach Finnland gekommen. Am selben Tag der Vorwoche seien es 3133 gewesen.