Schockierende Bilder aus dem Grenzgebiet zwischen Mexiko und der USA machen derzeit die Runde. Darauf zu sehen sind mutmassliche Schlepper, die zwei Kleinkinder über die Grenzmauer heben und auf der amerikanischen Seite fallen lassen. Die Mädchen, drei und fünf Jahre alt, bleiben allein in der Wüste des Bundesstaats New Mexico zurück, wie die «New York Post» berichtet.
Das Video des Vorfalls twittere Gloria Chavez, eine leitende Agentin der US-Grenzwache. Die Mauer sei an dieser Stelle rund 4 Meter hoch und die nächste Unterkunft Kilometer weit entfernt gewesen. «Danke an die Ermittler der Grenzwache, die die beiden Kinder retteten», schreibt sie unter das Video. Die beiden Beamten hatten die Geschwister auf Überwachungskameras entdeckt und in Sicherheit gebracht.
Kinder über vier Meter hohe Grenzmauer geworfen
Das Video steht sinnbildlich für die angespannte Situation an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Denn derzeit warten im Norden von Mexiko Zehntausende Geflüchtete darauf, in die USA zu kommen. Und noch nie waren darunter so viele unbegleitete Minderjährige – im Februar waren es nach Angaben der Grenzbehörden 61 Prozent mehr als im Januar.
Die Biden-Regierung stoppte zwar die «Bleibt-in-Mexico»-Kampagne von Ex-Präsident Donald Trump (74), wegen der Corona-Pandemie zog dann jedoch kurzzeitig ein Notgesetz die Asyl-Bremse. Nur Minderjährige dürfen zurzeit noch über die Grenze. Deswegen schicken verzweifelte Eltern ihre Kinder allein in die USA, wie der Deutschlandfunk schreibt.
Zehntausende Kinder allein in «Grenzhaft»
Auch bei den beiden Mädchen könnte es sich um einen solchen Fall handeln. Rund 17'000 Kinder werden zurzeit in sogenannter «Grenzhaft» festgehalten, schreibt der amerikanische Nachrichtensender CNN.
Erst kürzlich sorgten Bilder der überfüllten Lager für Empörung. Die Minderjährigen kauern auf dünnen Matratzen unter Foliendecken. Selbst Bidens Heimatminister Alejandro Mayorkas (61) gab zu: das sei «kein Platz für ein Kind».
Kritik von allen Seiten – Kamala Harris soll Problem lösen
Zur aktuellen Lage hagelt es Kritik – auch aus der eigenen Partei. Die demokratische Kongressabgeordnete Alexandra Ocasio-Cortez (31) aus New York fand am Mittwoch scharfe Worte, wie die «New York Post» berichtet. Die Zustände in den Lagern seien «unmenschlich, entsetzlich und unerträglich». Sie beschuldigt die US-Aussenpolitik der letzten Jahrzehnte zu den Konflikten in den zentral-amerikanischen Ländern beigetragen zu haben. Man sei deshalb mit verantwortlich für die Flüchtlingskrise.
Zurzeit gibt es so viele Push-Faktoren wie nie, welche Menschen aus Lateinamerika zum Aufbruch bewegen: Gewalt, Armut, Bandenkriminalität, Wirbelstürme – und Corona. Der Lösung dieser Herkulesaufgabe soll sich nun Vizepräsidentin Kamala Harris (56) widmen: «Der Präsident hat mich gebeten, unsere diplomatische Arbeit mit Mexiko, El Salvador, Guatemala und Honduras zu leiten», teilte sie am vergangenen Mittwoch mit. Langfristige Lösungen sollen her – sowohl in der Ursachenbekämpfung als auch beim amerikanischen Grenzmanagement. (aua)