Romi Gonen (23) ist seit vier Monaten in Hamas-Geiselhaft. Kurz vor der Entführung am vergangenen 7. Oktober telefonierte die Serviceangestellte noch mit ihrer Mutter Meirav (54), wie «Daily Mail» berichtet. Der Überfall der Hamas auf das Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste war zu diesem Zeitpunkt bereits im Gang. Auf der Flucht in einem Auto kam die 23-Jährige unter Beschuss. Die beste Freundin Gaya Halifa (†24) starb vor ihren Augen. Romi Gonen wurde am Arm getroffen.
Anlässlich der viermonatigen Geiselhaft veröffentlichte Gonens Familie einen Teil des 45-minütigen Telefongesprächs, das ihre Mutter im Wissen, dass es das letzte Lebenszeichen ihrer Tochter sein könnte, aufgenommen hat. Gonen liegt mit dem Handy am Ohr zusammengekauert im Fussraum des Autos. Mutter Meirav Gonen versucht, ihre Tochter zu trösten und sagt: «Ich bin bei dir, mein Schatz. Alles wird gut werden. Wir werden ins Spital gehen – es wird dir besser gehen. Wir werden zusammen eine Reise machen, wohin du willst.»
«Ich werde sterben, wenn niemand kommt»
In der Nähe sind Explosionen zu hören. Romi Gonen stottert: «Hallo? Mutti?» Sie seien in einen Hinterhalt geraten, erklärt sie. «Der Fahrer ist wahrscheinlich tot. Gaya wurde angeschossen und sie antwortet nicht.» Sie selbst und ein weiterer Insasse des Autos seien ebenfalls angeschossen worden. «Mama, nur damit du es weisst, ich werde sterben, wenn niemand kommt.»
Meirav Gonen erkundigt sich nach dem Auto der Tochter, um Hilfe zu holen. Als sie keine Antwort erhält, fährt sie fort: «Romilein, du bist nicht allein. Du bist bei mir, meine Schöne. Alles ist gut.» Dann hört man die Mutter, wie sie Romi verspricht, dass sie in das Café zurückkehren werden, in dem sie nur drei Tage zuvor gesessen haben. «Du wirst mir alles erzählen und danach wirst du heilen.»
55 Tage Funkstille
Während die Mutter am Telefon zuhört, kommen die Entführer zum Auto und verschleppen Romi Gonen in den Gazastreifen. Der andere Insasse des Autos wird später für tot erklärt. Von Romi Gonen hört man danach 55 Tage nichts.
Im November berichtet eine freigelassene Geisel schliesslich, die 23-Jährige lebend im Gazastreifen gesehen zu haben. Romi Gonen habe von Misshandlungen und Gewalt berichtet, heisst es. Ihre Schwester Yarden Gonen (30): «Man sagte uns, dass ihre Schusswunde am Arm nicht gut behandelt wurde.» Die Hand funktioniere nicht mehr. «Ihre Finger lassen sich kaum noch bewegen und verändern ihre Farbe – und das ist jetzt 10 Wochen her.»
Yarden Gonens sehnlichster Wunsch ist, dass ihre «verrückte» kleine Schwester endlich nach Hause kommt. «Manchmal spüre ich den Schmerz so stark, als würde ich innerlich explodieren», sagt sie. «Ich vermisse sie wirklich sehr.» (noo)