Jetzt schlagen die USA zurück: Das US-Militär hat Luftangriffe auf mehrere Ziele im Nahen Osten gestartet. Zwei schwere B-1B «Lancer»-Bomber, begleitet von etwa zehn Kampfjets, flogen Angriffe gegen die vom Iran unterstützten Gruppen in Ostsyrien und im Irak. 39 Menschen wurden getötet.
Das bestätigt das US-Regionalkommando Centcom auf X. Demnach wurden Ziele in Syrien und im Irak getroffen. Die Quds-Truppe des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) und angeschlossene Milizgruppen seien angegriffen worden, teilt das Kommando mit.
Geheimdienstzentren und Kommandoposten angegriffen
Die US-Streitkräfte griffen mit Bombern und Kampfjets mehr als 85 Ziele an. Bei den Luftangriffen kamen mehr als 125 Präzisionsbomben zum Einsatz. Dabei sollen 18 proiranische Milizen ums Leben gekommen sein, teilt die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Das Regionalkommando schreibt: «Zu den angegriffenen Einrichtungen gehörten Kommando- und Kontrolloperationen, Zentren, Geheimdienstzentren, Raketen und Flugkörperlager sowie Lager für unbemannte Luftfahrzeuge sowie Logistik- und Munitionslieferketteneinrichtungen von Milizgruppen und ihren IRGC-Sponsoren, die Angriffe gegen US- und Koalitionstruppen ermöglichten.»
US-Präsident Joe Biden (81) erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme: «Unsere Reaktion hat heute begonnen. Sie wird fortgesetzt zu Zeiten und an Orten unserer Wahl. Die Vereinigten Staaten streben keinen Konflikt im Nahen Osten oder irgendwo sonst auf der Welt an. Aber all jene, die uns Schaden zufügen wollen, sollen Folgendes wissen: Wenn Sie einem Amerikaner Schaden zufügen, werden wir darauf reagieren.»
Irak reagiert mit scharfer Kritik
Die Angriffe verletzten Iraks Souveränität, mit unvorhersehbaren Konsequenzen, sagte der Sprecher des Oberbefehlshabers der irakischen Streitkräfte in der Nacht zum Samstag in einer im Fernsehen verbreiteten Erklärung. Die US-Angriffe stellten eine Bedrohung dar, «die den Irak und die Region in unvorhersehbare Konsequenzen hineinziehen wird, und ihre Folgen werden für die Sicherheit und Stabilität im Irak und in der Region schrecklich sein», warnte der irakische Militärsprecher.
Bei dem Luftangriff handelt es sich um eine Reaktion auf drei getötete US-Soldaten. Bei einem nächtlichen Drohnenangriff proiranischer Milizen auf einen kleinen US-Aussenposten in Jordanien wurden am Sonntag drei Soldaten getötet und mindestens zwei Dutzend verletzt, wie das Weisse Haus mitteilte. Die Tötung nahe der Grenze zu Syrien stellte eine erhebliche Eskalation der bereits prekären Lage im Nahen Osten dar.
Dachgruppe für proiranische Milizen im Irak
Biden machte «radikale, vom Iran unterstützte militante Gruppen» für den Angriff verantwortlich und drohte mit Vergeltung. Am Mittwoch schrieb die US-Regierung die Attacke offiziell einer Gruppe mit dem Namen «Islamischer Widerstand im Irak» zu, die den Angriff zuvor bereits für sich reklamiert hatte.
Es handelt sich um eine Art Dachgruppe für proiranische Milizen im Irak, die seit den Terrorakten der islamistischen Hamas vom 7. Oktober in Israel gemeinsam unter diesem allgemeinen Namen auftreten. Dazu gehört die vom Iran unterstützte Kataib Hisbollah. Sie zählt zu den stärksten Milizen im Irak und fordert den Abzug der US-Truppen aus dem Land. Der Nordosten Jordaniens, wo sich die tödliche Attacke mit den US-Soldaten ereignete, grenzt sowohl an Syrien als auch an den Irak.
Huthis griffen Frachter im Roten Meer an
Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Oktober haben proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung reagierte darauf mit Luftschlägen in beiden Ländern. Ausserdem greifen die jemenitischen Huthi - aus Solidarität mit der Hamas - immer wieder Frachter im Roten Meer an. Als Reaktion darauf hatten die USA und Grossbritannien mit der Unterstützung Verbündeter Militärschläge gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen ausgeführt. Die US-Luftschläge haben die Milizen bisher nicht vor weiteren Angriffen abgeschreckt. Die Sorge vor einer Eskalation wächst.
Für US-Präsident Biden ist das Vorgehen gegen die Milizen ein Drahtseilakt. Er will einerseits vermeiden, dass sein Land in einen regionalen Krieg im Nahen Osten hereingezogen wird. Andererseits will er Stärke zeigen und ein Ende der Angriffe erreichen. Gleichzeitig ist er in den USA unter Druck - einige Republikaner fordern aggressivere Gegenmassnahmen auf die Angriffe gegen das US-Militär. (SDA/neo)