Die USA haben der Ukraine weitere Waffenlieferungen im Umfang von 800 Millionen Dollar zugesagt. «Dieses Paket umfasst schwere Artilleriewaffen, Dutzende Haubitzen und 144'000 Schuss Munition für diese Haubitzen», sagte US-Präsident Joe Biden (79) am Donnerstag im Weissen Haus. Geliefert werden sollen demnach auch zusätzliche taktische Drohnen. Darunter ein ganz neuer Typ mit dem Namen «Phoenix Ghost». 121 Stück sollen in die Ukraine geliefert werden.
«In Gesprächen mit den Ukrainern über ihre Anforderungen waren wir der Meinung, dass dieses spezielle System sehr gut für ihre Bedürfnisse geeignet wäre, insbesondere in der Ostukraine», sagte Pentagon-Sprecher John Kirby (59) am Donnerstagnachmittag.
Die Entwicklung der Drohne «Phoenix Ghost» habe bereits vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs begonnen. Man wolle diese nun weiter so vorantreiben, dass sie noch besser zu den ukrainischen Anforderungen passe. Für die Bedienung der Drohne sei minimales Training notwendig, so der Pentagon-Sprecher weiter.
Mehr als sechs Stunden in der Luft
Die neue Drohne ähnele den sogenannten Switchblade-Drohnen. Davon schicken die USA 300 Stück in die Ukraine. Dabei handelt es sich um unbemannte Drohnen vom Typ Switchblade, die mit einem Sprengsatz auf einem Ziel zum Absturz gebracht werden können.
Die Switchblades sind Mini-Drohnen und starten zunächst ohne Ziel. Sie können dann längere Zeit über dem Boden kreisen, um dort auf ein Ziel zu lauern, um gezielt anzugreifen. Dabei zerstören sie sich dann selbst. Sie werden deswegen umgangssprachlich als Kamikaze-Drohnen bezeichnet. Die «Phoenix Ghost»-Drohnen hätten ähnliche Fähigkeiten, seien aber nicht genau gleich, so Kirby.
Viel ist nicht über die neue Super-Waffe bekannt. Entwickelt wurde sie von der 2017 in Kalifornien gegründeten Firma Aevex Aerospace, die in der Zwischenzeit 500 Mitarbeiter zählt, wie «Politico» berichtet. Die «Phoenix Ghost» könne mehr als sechs Stunden in der Luft bleiben und sei auch dank Infrarotsensoren in der Nacht einsatzfähig. Zum Vergleich: Switchblades können gerade mal 40 Minuten fliegen.
Die Phoenix Ghost «ist ein anderer Flugzeugtyp, ein Einwegflugzeug, das gegen mittelschwer gepanzerte Bodenziele wirksam ist», wird David Deptula (69), Dekan des Mitchell Institute for Aerospace Studies und Mitglied des Aevex-Vorstands, von «Politico» zitiert.
Zuerst Modellflugzeuge, jetzt Spezialeinheit beim Militär
Die Ukrainer setzen im Krieg verschiedene Drohnen ein – ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die russische Armee. Es gibt sogar eine ukrainische Drohnen-Eliteeinheit namens Aerorozvidka.
Gegründet wurde die Truppe 2014 – von einer Gruppe von Modellflugzeug-Begeisterten. Als Russland die Krim angriff, wurden sie kurzerhand ins Militär integriert, da sie Erfahrung mit Drohnen hatten und auch geschickt waren, kaputte Geräte zu reparieren und zu modifizieren. Und nun werden sie im Kampf gegen Putin eingesetzt – mit Erfolg.
Die Aerorozvidka haben es auf russische Panzer, Kommandofahrzeuge und Waffen abgesehen. Ihr Vorgehen ist simpel.
Selbst entwickelte «Bestrafer»-Drohne im Einsatz
Dabei setzt die Spezial-Einheit natürlich nicht bloss einen Drohnen-Typ ein. Sie verfügen über ein ganzes Arsenal. Darunter auch günstige Fluggeräte, die durch die Aerorozvidka in Kriegsdrohnen verwandelt werden. Neben den selbstgebastelten Drohnen sind unter anderem Drohnen des Typs Bayraktar TB2 im Einsatz. Die Drohnen sind verhältnismässig billig – und trotzdem tödlich.
Die Bayraktar TB2 ist klein und leicht und hat eine Flügelspannweite von 12 Metern. Sie ist funkgesteuert und kann bis zu 30 Stunden am Stück in der Luft bleiben. Laut Hersteller Baykar Technologies kann die Drohne vier lasergesteuerte Raketen tragen.
Ebenfalls im Einsatz ist die R18-Drohne, die über eine Reichweite von vier Kilometern verfügt und mehrere Bomben transportieren kann. Daneben nutzt die Spezialeinheit auch die von der Ukraine selbst entwickelte PD-1 oder auch Punisher-Drohne genannt, also Bestrafer-Drohne. Sie kann über fast 50 Kilometer mehrere Kilogramm Sprengstoff befördern. (SDA/AFP/jmh)