«Exotisch und gefährlich»
Putin will offenbar nukleare Waffe in der Arktis testen

Russland plant möglicherweise den Test einer nukleargetriebenen Rakete auf einem abgelegenen Stützpunkt in der Arktis.
Publiziert: 04.10.2023 um 19:56 Uhr
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Wladimir Putin will offenbar eine neue Atomwaffe in der Arktis testen. Dies zeigen Satellitenbilder.
Foto: Getty Images

Raue See, Minustemperaturen und abgelegene Orte: Unter diesen Bedingungen soll Russland in der Arktis offenbar nukleargetriebene Waffen testen. Dies zeigen Satellitenbilder und Aviatik-Daten.

Der Marschflugkörper «Sturmvogel» soll laut Enthüllungen der «New York Times» auf der abgeschiedenen Abschussrampe Pankowo stattgefunden haben oder noch stattfinden. Dabei bezieht sich die Zeitung auf veränderte Satellitenbilder dieser Rampe. Auf dem Gelände stehen zahlreiche Fahrzeuge, dazu ein Anhänger, der der Grösse eines Marschflugkörpers entspricht. Ein Dach, das die Rampe normalerweise bedeckt, wurde verschoben.

In der Theorie könnte der russische «Sturmvogel» bei einem erfolgreichen Test bis zu 20'500 Kilometer weit fliegen – das heisst, er könnte die halbe Welt umrunden und beispielsweise jedes Ziel in den USA anfliegen. Die Reichweite wäre somit grösser als bei anderen Atomwaffen. Diese liegt normalerweise bei 15'000 Kilometern.

Noch nie in der Praxis eingesetzt

Die Waffe sei einmalig und «wurde noch von keiner anderen Nation eingesetzt». Das schreibt die «Nuclear Threat Initiative» in einem Briefing. Die Non-Profit-Organisation mit Sitz in Washington warnt vor nuklearen Entwicklungen und lobbyiert gegen den Einsatz von Nuklearwaffen.

Es wird vermutet, dass der Marschflugkörper erst mit einem Feststoffraketenmotor startet und anschliessend in der Luft einen Kernreaktor zündet. Mit einer nuklearen Bestückung würde der Marschflugkörper in der Lage sein, grosse städtische Gebiete und militärische Ziele zu zerstören, lassen Experten verlauten. 

«Die Waffe ist gefährlich und exotisch», sagt der geschäftsführende Direktor der Arms Control Association. Offiziell würde der russische Präsident Wladimir Putin (70) die Waffe als Zweitschlag einsetzen – das heisst, wenn Russland selber mit Atomraketen angegriffen wird, schreiben Experten. Bis 2025 soll die Waffe einsatzbereit sein. Dies hält die «Nuclear Threat Initiative» zwar für unwahrscheinlich – trotzdem können auch Tests eine Gefahr darstellen.

Bei einem Test 2019 kamen sieben Menschen ums Leben

Bereits 2018 kündete Putin an, sechs strategische Atomwaffen entwickeln zu wollen. In einer Rede sagte er damals: «Ihr habt es nicht geschafft, Russland einzudämmen.» Seit jener Ankündigung sei die Waffe angeblich schon mehrfach getestet worden – bis jetzt jedoch noch nie erfolgreich. Bei einem Test 2019 explodierte der Marschflugkörper, sieben Menschen kamen dabei ums Leben.

Ein weiterer Hinweis: Am 31. August warnten die russischen Behörden vor einem «vorübergehenden Gefahrengebiet». Piloten rieten sie, einen Teil der Barentssee und den Luftraum 19 Kilometer um die Startrampe entfernt zu meiden, berichtet die «New York Times». Die Vorgabe wurde mehrmals verlängert und gilt noch bis zum 6. Oktober.

Die Startvorbereitungen sollen 2000 Kilometer von Moskau entfernt stattfinden. Auf der Insel Nowaja Semlja mitten im arktischen Meer leben nur knapp 2000 Menschen. (ene)

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