Ex-Bodyguard des Kreml-Chefs packt aus
«Darum ist ein Attentat auf Putin praktisch unmöglich»

Vitaly Brizhaty arbeitete jahrelang im Dienste des russischen Präsidenten, bis er nach Kriegsausbruch nach Ecuador flüchtete. Jetzt erzählt er, wie Putin lebt – und warum ein Attentat auf den Diktator praktisch unmöglich ist.
Publiziert: 24.09.2023 um 17:34 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2023 um 15:29 Uhr
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Vitaly Brizhaty war jahrelang als Bodyguard für Wladimir Putin tätig.
Foto: Youtube

Während mehrerer Jahre arbeitete Vitaly Brizhaty bei der russischen Polizei, bis er 2021 eine Stelle zur Bewachung Wladimir Putins (70) erhielt. Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim überwachte er im Dorf Oliva ein geheimes Ferienhaus des Machthabers.

Am 24. Februar 2022, am Tag der russischen Invasion, reichte Brizhaty einen Antrag auf Entlassung ein. Als dieser abgelehnt wurde, beschloss der Russe Ende 2022, mit seiner Familie aus Russland zu fliehen und sich nach Ecuador abzusetzen. Dort wird er eigenen Angaben zufolge nun von seinen ehemaligen Kollegen verfolgt.

Nie beim Namen genannt

Im Interview mit den Zeitungen von «CH Media» erklärt der Russe, wie Putin auf der Krim lebt: «Es ist eine Ministadt. Es gibt ein Verwaltungsgebäude, das wir nicht betreten durften, eine eigene Armee, die dort lebt, eine Waffenkammer, eine Tauchergruppe und Ärzte.» Für den russischen Präsidenten seien im kleinen Dorf sogar Hubschrauberlandeplätze und Eishockeyhallen gebaut worden.

Brizhatys Aufgabe war es, zweimal täglich das Gebiet auf Sprengstoff zu kontrollieren und für die Sicherheit bei Putins Ankunft zu sorgen. Dieser sei von allen nur «der Erste» genannt worden, seinen Nachnamen habe nie jemand erwähnt. Für den Bodyguard-Job gabs einen Lohn von rund 650 Euro pro Monat.

Putin sei nur zweimal eingeflogen, erinnert sich der Ex-Polizist. Schliesslich habe er nicht einmal im Ferienhaus übernachtet. «Tatsache ist, dass Putin seine Bewegungen sorgfältig verbirgt, auch vor seinen eigenen Mitarbeitern», so der Russe. «Die Einzigen, die an Putin herankommen können, sind seine Leibwächter, eine Spezialeinheit des föderalen Sicherheitsdienstes. Sie ist eine Elite unter den Eliten.»

«Sie kommen zu dir. Mach's gut!»

Aus diesem Grund sei ein Attentat auf den russischen Diktator auch praktisch unmöglich. «Die Auswahl der Beamten des föderalen Wachdienstes ist so organisiert, dass fast alle von ihnen glauben, ihre Aufgabe sei die richtige», so Brizhaty. Der Krieg sei von vielen seiner ehemaligen Kollegen lediglich als «gute Gelegenheit für eine Beförderung wahrgenommen» worden.

Brizhaty wollte auch nicht passiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt sein. Nun muss er in Ecuador um sein Leben fürchten. Kürzlich habe ihm ein ehemaliger Kollege geschrieben: «Sie kommen zu dir. Antworte mir nicht und lösche meine Nummer. Machs gut!». (obf)

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