Die Hitze knallt im Klimacamp. Man kann kaum einen Schritt machen, ohne dass der Schweiss läuft. Der Fluss Po daneben: ausgetrocknet. «Es hat schon seit sechs Monaten nicht mehr richtig geregnet», sagt Angelo Castellani (25), der am Sonntag mit drei Freunden das offene Gelände abläuft. «Deswegen ist das hier auch alles so wichtig.» Gemeint ist das «Climate Social Camp», wo sich fünf Tage alles um die Rettung des Klimas drehen soll, während Europa unter der Hitze ächzt, Wälder brennen, Menschen sterben.
Noch fehlt es hier im Park Colletta in Turin aber an allem: Infoschilder, Technik, der Bar. «Wir sind bei 85 Prozent», schätzt Tommaso Destefanis (24), der die Infrastruktur mitverantwortet. Innerhalb von nur einem Tag soll sich das ändern. Dann werden Hunderte Klimastreik-Aktivistinnen und -Aktivisten aus ganz Europa erwartet. Auch zwei Dutzend Schweizerinnen und Schweizer sind dabei.
Auf dem Campus Einaudi der Uni Turin wollen sie diese Woche diskutieren, wie es mit der von Greta Thunberg (19) gegründeten europäischen Fridays-for-Future-Bewegung weitergeht. Gezeltet, gegessen, getrunken und debattiert werden soll mit weiteren Umweltschutz-Gruppen – und für die Öffentlichkeit zugänglich – im Camp.
Greta Thunberg will sich zurückhalten
Die ersten Aktivistinnen und Aktivisten haben ihre Zelte bereits unter den wenigen Bäumen aufgeschlagen. Ein Aktivist aus Florenz (I), eine junge Frau und ein junger Mann aus Tschechien hängen ein Banner auf: Revolution or Extinction – Revolution oder Aussterben. Die Tschechen sind 16 Stunden mit dem Bus gefahren, um am Event teilzunehmen. Es ist erst das zweite Gipfeltreffen von Fridays for Future – das erste fand vor der Pandemie im August 2019 in Lausanne VD statt. Auch Greta Thunberg wird erwartet, die Schwedin will sich allerdings im Hintergrund halten.
«Wir möchten eher Menschen Raum geben, die aus besonders von der Klimakrise betroffenen Gebieten stammen», sagt Beatrice Pedergnana (18), die am Bahnhof Teilnehmende in Empfang nimmt. So einfach protestieren und vernetzen wie die europäischen Klimastreikenden könne sich weltweit nicht jeder. «Alle sind sehr enthusiastisch. Es ist ein riesiges Privileg, dass wir dieses Treffen haben.»
Pedergnana verteilt recycelte Willkommensbeutel mit einer Maske, einer Stadtkarte, Bustickets und weist den Weg zum Camp oder zu Schulgebäuden, welche die Stadt als zusätzliche Unterkunft zur Verfügung gestellt hat. Die dürften über die Woche gebraucht werden: In Turin werden nämlich nicht nur bis zu 1000 Klimaaktivistinnen und -aktivisten aus aller Welt erwartet – sondern auch mehrere heftige Gewitterschauer.