EU-Korruptionsskandal
Jetzt verrät Drahtzieher Panzeri seine Komplizen

Im Katar-Korruptionsskandal geraten weitere EU-Parlamentarier ins Visier der Ermittler. Grund dafür sind belastende Aussagen des Ex-Abgeordneten Antonio Panzeri. Der Drahtzieher verrät nun seine Komplizen.
Publiziert: 21.12.2022 um 19:09 Uhr
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Antonio Panzeri will seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Seine Strategie: Er verrät seine Komplizen.
Foto: Getty Images

Jetzt will er auspacken, um seine eigene Haut zu retten. Antonio Panzeri (67), ehemaliger EU-Abgeordneter, gilt als Drahtzieher hinter dem Korruptionsskandal rund um das EU-Parlament. Im Auftrag von Katar und Marokko soll seine NGO versucht haben, Entscheidungen im EU-Parlament zu manipulieren. Es soll dabei unter anderem um die WM in Katar gegangen sein.

Seit dem 9. Dezember sitzt Panzeri in Untersuchungshaft in Belgien – gemeinsam mit der Ex-Vizepräsidentin des EU-Parlaments Eva Kaili (44). In deren Wohnung wurden laut belgischen Justizkreisen bei Durchsuchungen 150'000 Euro gefunden, weitere 750.000 Euro bei Kailis Vater.

Damit Panzeri mit einer milderen Strafe davonkommt, will er nun seine Komplizen verraten, berichtet die italienische Zeitung «La Repubblica». Dem Bericht zufolge soll der 67-Jährige mehrere EU-Parlamentarier genannt haben, die ebenfalls im Korruptionsskandal verwickelt sein sollen.

Panzeri war jahrelang Teil des sozialdemokratischen Partito Democratico. Im Jahr 2017 verliess er die Partei zugunsten von Articolo Uno, der Partei des ehemaligen italienischen Kommunistenführers Massimo D’Alema (73). Im EU-Parlament blieb er aber Teil der länderübergreifenden sozialdemokratischen Fraktion, in deren Netzwerke das Geld vor allem geflossen sein soll.

«Wie Ocean's Eleven»

Zu Panzeris Komplizen zählt gemäss «La Repubblica» unter anderem der Italiener Andrea Cozzolino (60). Er wird als Schlüsselfigur bezeichnet. Am Freitag hat die Partito Democratico Cozzolino suspendiert.

Zudem hat Panzeri scheinbar zwei sozialdemokratische Abgeordnete aus Belgien an den Pranger gestellt: Marc Tarabella (59) und Maria Arena (56). Über Arena hat er laut «La Repubblica» gesagt: «Ich weiss, dass sie einmal nach Katar gereist ist und ein Geschenk erhalten hat.»

Die Ermittlungen wegen mutmasslicher Korruption, Geldwäsche und Einflussnahme aus dem Golfemirat Katar im EU-Parlament dauern schon seit Monaten an. Panzeris NGO «Fight Impunity» (zu Deutsch: «Bekämpft Straffreiheit»), die er 2019 gegründet hat, befindet sich im Fokus der belgischen Ermittler.

Am Dienstag hat zudem der italienische Gewerkschaftsfunktionär Luca Visentini (53) eingestanden, eine Geldspende von «weniger als 50'000 Euro» von «Fight Impunity» erhalten zu haben, berichtet «La Repubblica» weiter. Während der Geldübergabe soll Panzeri gesagt haben: «Wir sehen aus wie die in Ocean's Eleven.» Eine Anlehnung an die populäre Gaunerkomödie aus dem Jahr 2001.

Visentini rechtfertigt sich: An der Geldspende sollen keine Bedingungen geknüpft gewesen sein. Ihr einziger Zweck: Sie solle die Kosten seiner Kampagne beim internationalen Kongress für Gewerkschaften in Australien gedeckt haben.

Ob weitere Namen aus dem Dunstkreis von Panzeris NGO auf der Liste der Ermittler stehen, ist derweil noch offen. Bekannte Gesichter gäbe es allerdings noch: Im Vorstand der NGO sitzen unter anderem die ehemalige EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini (49) und Frankreichs ehemaliger Premierminister Bernard Cazeneuve (59). «Man muss pervers sein, um so etwas mit einer NGO aufzuführen», sagte Cazerneuve nach der Bekanntgabe der Vorwürfe und reichte seinen Rücktritt aus der Organisation ein. (bab)


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