EU-Korruptionsskandal
Über 60 Parlamentarier im Visier der Justiz

Ein Korruptionsskandal erschüttert die EU. Jetzt hat Ex-Vizepräsidentin Eva Kaili ein Teilgeständnis abgelegt. Sie wusste über die Koffer voller Geld in ihrem Haus Bescheid. Nun wird gegen mehr als 60 Parlamentarier ermittelt.
Publiziert: 20.12.2022 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2022 um 18:30 Uhr
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Wird es jetzt eng für Eva Kaili? Im Eu-Korruptionsskandal soll sie laut übereinstimmenden Medienberichten ein Teilgeständnis abgelegt haben.
Foto: SOOC via AFP

Die frühere EU-Vizepräsidentin Eva Kaili (44) hat im EU-Korruptionsskandal gegenüber dem Brüsseler Ermittlungsrichter Michel Claise (66) ein Teilgeständnis abgelegt. Das berichten die Zeitungen «La Repubblica» aus Italien und «Le Soir» aus Belgien.

Kaili sagte demnach: «Es ist wahr. Ich wusste von Herrn Panzeris Aktivitäten.» Sie gab den Berichten zufolge ebenfalls zu, von den Koffern voller Geld in ihrem Haus gewusst zu haben. Pier-Antonio Panzeri (67) ist der Generaldirektor von «Fight Impunity» einer NGO, die im Zuge des Skandals ins Visier der Ermittler geraten war.

Kaili warnte mehrere Abgeordnete

Damit räumt Kaili aber lediglich ein, was die Ermittler schon wissen. Die Griechin warnte ihren Vater und wies ihn an das Geld fortzuschaffen. Ihr Vater war am 9. Dezember von Ermittlern bei dem Versuch festgenommen worden, einen Koffer voller Bargeld in einem Brüsseler Hotel zu verstecken. Weitere Warnungen Kailis gingen an Panzeri und zwei EU-Abgeordnete.

Gemäss dem griechischen Sender MegaTV stehen jetzt mehr als 60 Parlamentarier im Visier der Fahnder. Sie alle sollen im Skandal um Kaili überprüft werden. Der Grossteil stamme aus der S&D-Fraktion, der EVP-Fraktion und aus «neueren rechten Parteien».

Korruptionsskandal erschüttert Brüssel

Kaili war wegen der Vorwürfe in der Katar-Affäre in Brüssel festgenommen worden, ebenso wie ihr Lebensgefährte.

Der Griechin und ihrem Partner wird in dem Fall die «Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Korruption» vorgeworfen. Sie sollen vom Golfstaat Katar dafür bezahlt worden sein, sich im Europaparlament für dessen Interessen einzusetzen. Katar hat die Anschuldigungen zurückgewiesen. Es ist der bislang grösste Korruptionsskandal in der alles andere als skandalfreien Geschichte des 705-köpfigen Europaparlaments.

In ihrer gemeinsamen Wohnung wurden laut belgischen Justizkreisen bei Durchsuchungen 150.000 Euro gefunden, weitere 750.000 Euro bei Kailis Vater. Kaili sitzt in Belgien weiterhin in Untersuchungshaft.

Ihr Anwalt André Risopoulos sagte auf Anfrage von «Le Soir» und «La Repubblica», dass er persönlich empört sei, dass diese Zugang zu den Dokumenten hätten. Er bestätigte nicht, dass es sich bei den Aussagen um ein Teilgeständnis handelt. (nad/bab/AFP/SDA)

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