Vor ein paar Tagen noch hat das Zögern des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz (64) die Welt beschäftigt, als es um die Lieferung von Leopard-2-Panzern an die Ukraine ging. Nach Scholz' Ja zur Lieferung steht schon die nächste Forderung im Raum: Es geht um Kampfflugzeuge.
An einer Pressekonferenz darauf angesprochen, ging Scholz nicht direkt auf die Frage eines Journalisten ein. Und macht seinen Standpunkt trotzdem deutlich: «Es ist eigenwillig, dass diese Debatte geführt wird.»
Eine strategische Frage
Laut Militärexperten handelt es sich bei der Frage, ob Deutschland oder generell der Westen die Ukraine mit Kampfflugzeugen ausstatten soll, um eine strategische, wie der «Spiegel» berichtet. Geht es der Ukraine darum, Gebiete zurückerobern, die Russland seit Kriegsbeginn besetzt hat? Und was ist mit dem Donbass oder mit der Krim, die bereits 2014 annektiert wurde? Diese Fragen sind bislang nicht abschliessend geklärt – und werden vom Westen aktuell lieber umschifft.
Die mittel- und osteuropäischen Nato-Partner erwägen eine Abgabe von MiG-29-Jets, die vor allem auf den Luftkampf gegen andere Jets ausgerichtet sind. Sie dienen weniger dem Abwurf von Bomben oder Raketen, um feindliche Stellungen auszuschalten.
Allerdings dringen gerade kaum russische Jets in den ukrainischen Luftraum ein, weil sie einen Abschuss durch die Abwehr fürchten. Zum Abfeuern der Raketen bleiben sie in der Regel im russischen oder belarussischen Luftraum.
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Folglich wäre der unmittelbar militärische Effekt der MiG-29 überschaubar. Nach Ansicht der Militärs dürfte indes die Symbolik von überlassenen Fliegern die Moral der ukrainischen Armee steigern.
Dieser Jet ist anders
Anders sähe es aus, wenn die Ukraine F-16-Kampfjets kriegen würde: Mit den Fliegern aus US-Produktion liessen sich nicht nur Ziele in besetzten Gebieten bombardieren, sondern auch Punkte jenseits der Grenze, von denen die Russen Raketen abfeuern. Aus militärischer Sicht wäre dies sehr effektiv.
Solche Attacken hätten wohl aber eine weitere Eskalation des Krieges zur Folge, vor der Scholz stetig warnt. Ausserdem müsste wohl westliches Personal entsendet werden, um die Flugzeuge zu warten. Zudem müssten ukrainische Flugplätze beispielsweise mit Patriot-Flugabwehrraketen vor Angriffen geschützt werden.
Zuletzt hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) seine Forderung nach Kampfflugzeugen bekräftigt. Die Niederlande und Polen schliessen nicht aus, die Ukraine im Abwehrkampf zu unterstützen. Die USA unter Joe Biden (80) sprachen sich aber bereits dagegen aus. (tva)