Eine Woche vor den Wahlen in der Türkei ist der Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu (51) im Wahlkampf attackiert und zum Abbruch seines Auftritts gezwungen worden. Das Büro Imamoglus, seines Zeichens Bürgermeister von Istanbul, veröffentlichte Aufnahmen von dem Angriff in der osttürkischen Stadt Erzurum, wo der Politiker am Sonntag eine Wahlkampfrede hielt.
Imamoglu ist Mitglied der Republikanischen Volkspartei und unterstützt Kemal Kilicdaroglu (74), der gegen den amtierenden Staatschef Recep Tayyip Erdogan (69) antritt.
Wütende Demonstranten schleuderten Steine gegen Imamoglus Wahlkampfbus und zwangen ihn, den Auftritt abzubrechen und die Stadt zu verlassen.
Aufnahmen in Onlinenetzwerken zeigten, wie die Polizei die Demonstranten mit Wasserwerfern auseinandertrieb und daran hinderte, den Bus weiterzuverfolgen. Laut türkischen Medienberichten wurden sieben Menschen leicht verletzt. Es gab 15 Festnahmen im Zusammenhang mit dem Oppositionspolitiker.
Imamoglu sprach von einer Provokation und verlangte eine Erklärung von den örtlichen Verantwortlichen. Die Provinz wird von Erdogans islamisch-konservativen Partei AKP kontrolliert.
Lage extrem angespannt
Erdogan selbst überschritt in einer Wahlkampfrede ebenfalls Grenzen. Er bezeichnete seinen Kontrahenten als «Säufer». Das Volk werde das Land niemals einem «Säufer und Betrunkenen» überlassen. Zudem warf er Imamoglu vor, mit «Terroristen» zusammenzuarbeiten.
Der Vorfall verdeutlichte, wie angespannt die Lage in der Türkei eine Woche vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl ist. Der populäre Imamoglu hat im Falle eines Wahlsieges der Opposition Aussicht auf den Posten eines Vizepräsidenten. In den Umfragen zeichnet sich ein enges Rennen zwischen Kilicdaroglu und dem seit 20 Jahren in der Türkei regierenden Erdogan ab. (zis/AFP)