Die Schiffsroute entlang Russlands Nordküste wird aufgrund der zunehmenden Klimaerwärmung immer wichtiger. Inzwischen ist sie im Sommer teilweise sogar ohne Eisbrecher passierbar. Das Land fördert im Norden zahlreiche Rohstoffe, wie zum Beispiel Erdgas. Diese können auf dem Seeweg transportiert werden.
Russland unterhält in der Arktis zahlreiche Militärbasen. Jetzt hat die Armee von Präsident Wladimir Putin (70) neben dem Kriegseinsatz in der Ukraine auch ein militärisches Grossmanöver im hohen Norden gestartet. Dies teilt der Pressedienst der Nordmeerflotte gemäss der russischen Nachrichtenagentur Interfax mit. «Besondere Aufmerksamkeit wird im Zuge des Manövers der Sicherheit der Handelsmarine Russlands und der Seewege wie etwa der Nordostpassage gewidmet», heisst es in der Mitteilung.
Kürzester Weg nach Nordamerika
Die Übung dauert mehrere Tage. Geprüft werde das Zusammenwirken zwischen den Schiffen und der russischen Luftwaffe unter Leitung der entsprechenden Kommandostäbe. Auch 40 Flugzeuge und Helikopter sind im Einsatz und Fahrzeuge für Landoperationen.
Die Bedeutung der Region für Russland liegt unter anderem auch darin, dass der kürzeste Weg von Russland nach Nordamerika über den arktischen Nordpol führt. Ein grosser Teil der russischen Atomwaffen und U-Boot-Stützpunkte liegt deshalb in der Arktis.
Ausbau schreitet voran
Colin Wall, Wissenschaftler am Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington, erklärte im vergangenen Jahr gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: «Das militärische Gleichgewicht in der Arktis ist derzeit stark zugunsten Russlands ausgerichtet.» Berechnungen der britischen Denkfabrik International Institute for Strategic Studies (IISS) und Reuters zufolge besitzt Russland im Polarkreis rund ein Drittel mehr Militärbasen als die Nato. Experten zufolge braucht es etwa zehn Jahre, um diesen Rückstand aufzuholen.
Wie auf Satellitenbildern der US-Firma Maxar Technologies zu sehen ist, hat Russland seine Militärstützpunkte in der Arktis auch 2022 weiter ausgebaut. Nach Angaben der Firma zeigen die Aufnahmen die Fortsetzung der Arbeiten an den Radarstationen in Tiksi im Nordosten und in Workuta im Nordwesten des Landes. Zudem sollen sie zeigen, dass die Fertigstellung von speziellen Radarsystemen in der Nähe von Finnland und Norwegen, die getarnte Flugobjekte erkennen können, voranschreitet.