Erst Husten, nun Durchfall
So haben sich die Corona-Symptome mit der Zeit verändert

Kopfschmerzen, Husten, Übelkeit oder gar der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Die Liste der Covid-Symptome ist lang. Doch sie hat sich seit Beginn der Pandemie geändert.
Publiziert: 12.01.2024 um 17:23 Uhr
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Seit Beginn der Covid-Pandemie haben sich die Symptome stark verändert.
Foto: imago/Westend61

Als Corona ausbrach, war den meisten Leuten klar: Bei Husten oder dem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns könnte eine Infektion vorliegen. Doch seither hat sich vieles verändert. Zahlreiche neue Varianten haben das Virus und seinen Krankheitsverlauf massgeblich beeinflusst. 

Aktuell beschäftigt Wissenschaftler vor allem die Variante JN.1, welche im September erstmals in Frankreich auftrat. Sie macht weltweit einen Grossteil der aktuellen Neuinfektionen aus – und lässt sich teils kaum von einer normalen Grippe unterscheiden. 

«Als Covid erstmals auftrat, war es durch diese sehr seltsamen, vagen Symptome gekennzeichnet. Jetzt habe ich das Gefühl, dass es zu grippeähnlichen Symptomen mutiert ist, die es klinisch sehr schwierig machen, zwischen den beiden zu unterscheiden», sagt Ziad Tukmachi, Hausarzt in der Chartfield Surgery im Südwesten Londons, zur BBC. Ist Covid also weniger gefährlich geworden?

Bevölkerung hat besseren Immunschutz

«Das Virus ist nicht unbedingt weniger pathogen», betont Greg Towers, Professor für molekulare Virologie am University College London, gegenüber dem Sender. «Vielmehr infiziert es eine Bevölkerung, die weniger geneigt ist, krank zu werden, weil sie Sars-CoV-2 schon einmal erlebt hat.» Während zu Beginn der Pandemie noch kein Covid-Immunschutz vorlag, hat die Mehrheit der Bevölkerung inzwischen eine Infizierung durchgemacht und Abwehrkräfte gebildet.

Laut Denis Nash, Epidemiologe an der City University of New York, seien somit all jene, die bislang noch von Covid verschont blieben, besonders gefährdet: «Es gibt immer noch Menschen, die es irgendwie geschafft haben, völlig Covid-neutral zu bleiben. Wenn sie ungeimpft oder unzureichend geimpft sind, haben sie das höchste Risiko für schwere und langwierige Symptome.»

Neue Varianten befallen Körper anders

Doch auch das Virus selbst hat sich verändert. Verglichen mit anderen Omikron-Untervarianten hat JN.1 beispielsweise eine bessere Fähigkeit, sich dem Immunsystem zu entziehen. Diese Fähigkeit bringt andere Symptome mit sich. 

Forscher der Virginia Commonwealth University fanden etwa heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, den Geruchs- oder Geschmackssinn zu verlieren, bei Infektionen mit Omikron-verwandten Varianten nur rund sechs bis sieben Prozent beträgt – im Vergleich zur frühen Pandemiephase. Stattdessen klagen Patienten häufiger über Durchfall oder Kopfschmerzen.

Tower erklärt, wieso: «Es hat eine enorme Verschiebung des viralen Tropismus stattgefunden, das heisst welche Zellen infiziert werden. Und das wird durch die Sequenz des Spike-Proteins bestimmt.» Da «fast alle Menschen auf der Welt» bereit infiziert waren oder geimpft wurden, stehe das Virus unter «enormen Druck», den Immunreaktionen zu entgehen, wodurch sich das Spike-Protein stark weiterentwickelt habe. «Das führt dazu, dass es verschiedene Zellen infiziert, um sich Zugang zu verschaffen, weshalb die Menschen ihren Geruch oder Geschmack nicht mehr verlieren.»

Risiko von Blutgerinnseln und Long Covid bleibt

Ein grosses Risiko von Corona besteht aber weiterhin darin, Blutgefässe und Organe durch Mikrogerinnseln zu schädigen. David Strain, Professor für kardiometabolische Gesundheit an der Universität von Exeter, warnt: «Wir sehen mehr mikrovaskuläre Komplikationen und eine schrittweise Veränderung der Nierenfunktion mit der neuen JN.1-Variante, die schlechter zu sein scheint als bei früheren Varianten.» Dem Experten zufolge sei unklar, ob dies an der Variante oder an der Tatsache liegt, dass viele Menschen schon länger nicht geimpft wurden. 

Da Mikrogerinnseln auch eine mögliche Ursache für Long-Covid-Erkrankungen sein könnten, bleibt auch dieses Risiko weiterhin bestehen. Danny Altmann, Professor für Immunologie am Imperial College London, erklärt: «Studien aus dem Zeitraum März bis Sommer 2020 zeigen, dass das Risiko, an Long Covid zu erkranken, bei etwa 10 Prozent lag. Jetzt haben wir viel mehr Infektionen, und das Risiko von Long Covid scheint gesunken zu sein – nicht wegen einer milderen Variante, sondern wegen eines gewissen Schutzes durch Impfdosen.» (mrs)

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