Ein italienisches Gericht hat den jahrzehntelang untergetauchten Mafia-Boss Matteo Messina Denaro (61) wegen der Ermordung von zwei Richtern in den 90er Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt. Wie italienische Medien berichteten, bestätigte das Schwurgericht von Caltanissetta auf Sizilien am Mittwoch ein Urteil, das 2020 in Abwesenheit gegen Messina Denaro verhängt worden war – damals war der Chef der sizilianischen Cosa Nostra noch auf der Flucht.
Im Mai 1992 hatte eine gewaltige Explosion eine Autobahn bei Palermo erschüttert. Die Explosion war so heftig, dass das Nationale Institut für Geophysik, das normalerweise den Ätna überwacht, die Erschütterung aufzeichnete. Bei dem Anschlag wurden der auf Mafia-Fälle spezialisierte Richter Giovanni Falcone, seine Frau und drei Begleiter getötet. Zwei Monate später wurde der Richter Paolo Borsellino zusammen mit fünf Mitgliedern seiner Eskorte bei einem Bombenanschlag getötet.
Matteo Messina Denaro war 30 Jahre auf der Flucht
Die beiden Attentate schockierten das Land, zahlreiche Polizisten versuchten im Anschluss über Jahrzehnte, den mutmasslichen Drahtzieher Messina Denaro auf Sizilien aufzuspüren. Doch erst im Januar konnte Italiens meistgesuchter Mafia-Boss nach 30 Jahren auf der Flucht in einer Privatklinik in Palermo verhaftet worden. Er hatte sich dort unter falschem Namen behandeln lassen. Seit seiner Festnahme sitzt er in einem Hochsicherheitsgefängnis in den Abruzzen östlich von Rom.
Messina Denaro galt als Nachfolger der «Paten» Bernardo Provenzano und Totò Riin, die 2017 und 2016 im Gefängnis gestorben waren. Neben den Attentaten auf die Anti-Mafia-Richter Falcone und Borsellino wird ihm unter anderem eine Mitwirkung an Mafia-Anschlägen in Rom, Mailand und Florenz im Jahr 1993 zur Last gelegt, bei denen insgesamt zehn Menschen getötet wurden. Nach diesen Anschlägen war Messina Denaro untergetaucht. (AFP)