Eigentlich hatte er mit dem Leben bereits abgeschlossen. Andreas Grünwald (67) aus Weimar in Deutschland hatte im April eine Horror-Diagnose erhalten: eine lebensbedrohliche Erkrankung des Knochenmarks und Blutkrebs. Vier Monate gaben ihm die Ärzte damals noch, berichtet die «Thüringer Allgemeine Zeitung». Bereits vor 18 Jahren hatte er Blutkrebs und überlebte. Doch dieses Mal sah es übel aus für ihn.
Wenn das schon sein Schicksal sein sollte, so wollte Grünwalder sein Ableben gut durchplanen. Der alleinstehende Rentner kündigte seine Zweizimmerwohnung und verschenkte oder verkaufte all sein Hab und Gut. Das meiste Geld hob er von seinem Konto ab, verschenkte es an Nachbarn und spendete für die Reittherapie eines traumatisierten Mädchens. «Das brauche ich ja nicht mehr», habe er sich gedacht.
Er fuhr in den Wald, um zu sterben
Zum «fröhlichen Sterben», wie er sagt, ging er dann in ein Hospiz. Doch sein psychischer Zustand verschlechterte sich im August so stark, dass er mit Sterbefasten begann. Also das freiwillige Verweigern von Essen und Trinken, um das Sterben zu beschleunigen. Das gelang ihm jedoch nicht. Also sei er dann mit dem Taxi in den Wald gefahren, «um dort in Freiheit zu sterben». Weil ihm aber das Wasser ausging und er keine Medikamente für seine starken Schmerzen mehr nehmen konnte, rief er den Rettungsdienst an.
Im Spital wurde er grundversorgt und wieder aufgepäppelt. Doch als die Ärzte die Diagnosen überprüften, bemerkten sie: Vom Blutkrebs war fast keine Spur mehr übrig. Auch bei der Knochenmark-Erkrankung gab es neue Erkenntnisse.
Jetzt sucht er eine neue Wohnung
Kurzerhand korrigierten die Ärzte Grünwalds Lebenserwartung um ein bis zwei Jahre nach oben. Eigentlich hätte er gemäss der Ursprungsdiagnose schon längst tot sein sollen.
Eigentlich ein Grund zur Freude. Aber im Fall von Grünwald ergab sich ein neues Problem: Er hatte bereits alles Geld verschenkt und keine Wohnung mehr. Nun lebt er zwar, aber ihm droht die Obdachlosigkeit.
Damit er nicht auf der Strasse landet, sucht er nun mittels Lokalzeitung schnell nach einer Unterkunft: Eine möglichst moblierte, behindertengerechte Wohnung in Weimar – die der ehemalige Bau-Ingenieur mit seiner «DDR-Durchschnittsrente», wie er sagt, auch bezahlen kann. (dru)