Ärzte gaben ihm nur noch ein Jahr
Wunderheilung rettet Briten nach Krebs-Diagnose das Leben

In zwölf Monaten werde er sterben, sagten die Ärzte zu Robert Glynn, der an Krebs erkrankte. Über ein Jahr später geht es dem Briten besser denn je. Er ist gesund. Wie ist das möglich?
Publiziert: 30.12.2022 um 16:13 Uhr
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Robert Glynn erhielt im Juni 2020 die Diagnose Gallengangkrebs. Ableger hatten bereits weitere Organe befallen. Normalerweise ein Todesurteil.
Foto: The Christie NHS Foundation Trust
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Nicola AbtReporter Sport

Einen Tag vor seinem 49. Geburtstag erhielt Robert Glynn (51) die Schock-Diagnose. Gallengangkrebs. Starke Schulterschmerzen und Schlafprobleme zwangen ihn zum Arzt. Bei der Untersuchung im Juni 2020 stellte sich heraus, dass sich der Krebs bereits auf die Nebenniere und die Leber ausgebreitet hatte. Die Tumore waren zu gross für eine Operation.

«Ich bat meine Ärztin, ehrlich zu sein und mir zu sagen, wie lange ich noch zu leben habe», erzählte der Brite gegenüber dem «Guardian». Ihre Antwort? «Noch zwölf Monate.» Gemäss US-Studien überleben nur zwei Prozent der Menschen Gallengangkrebs, wenn dieser bereits Ableger in anderen Organen aufweist.

Etwa 370 Personen erkranken in der Schweiz jährlich an Krebs in der Gallenblase oder in den Gallengängen, schreibt die Krebsliga auf ihrer Website. Die Gallengänge sind kleine Röhren, die die Leber, die Gallenblase und den Dünndarm miteinander verbinden. Sie geben nach dem Essen Gallenflüssigkeit in den Darm ab und helfen so bei der Fettverdauung.

Ärzte konnten es nicht glauben

Robert Glynn wurde im Christie Spital in Manchester untergebracht. Eines der grössten Krebsbehandlungszentren in Europa. Hier nahm das Krebs-Wunder für den Schweisser seinen Anfang. Eine Analyse des Tumors ergab, dass er eine hohe Mutationslast aufwies. Damit war er ein geeigneter Kandidat für eine klinische Studie mit einem Immuntherapie-Medikament. Mit welchem Medikament der Brite therapiert wurde, verraten die Ärzte nicht, da die Studien noch nicht abgeschlossen sind.

Bei der Immuntherapie wird das Immunsystem dabei unterstützt, Krebszellen zu erkennen und anzugreifen. Die Studie lief parallel zur Standard-Chemotherapie – und sie schlug an. Die Tumore in seinem Körper wurden kleiner und kleiner. «Das ist ein Wunder», meinte eine Pflegefachfrau. Der Tumor in seiner Leber schrumpfte von 12 cm auf 2,6 cm, während sich sein Nebennierentumor von 7 cm auf 4,1 cm verkleinerte. Von einem «Wunder» will Glynn aber nichts wissen. «Ich mag dieses Wort nicht – ich bin ein ganz normaler Kerl. Aber bemerkenswert ist es schon.» Das sehen auch die Ärzte so.

Und schliesslich fanden die Mediziner nur abgestorbenes Gewebe. Es gab keine neuen Krebszellen mehr. «Sie haben die Tumore zweimal getestet, weil sie es nicht glauben konnten», so Glynn. Mittlerweile waren die Tumore klein genug, um den Mann von den Schädlingen in seinem Körper zu befreien.

«Ein Tritt in den Hintern»

Im April 2021 legte sich der Brite unters Messer. Die Operation verlief ohne Komplikationen. Seither musste er sich keiner weiteren Behandlung mehr unterziehen. Alle drei Monate findet eine Kontrolle statt. Und die Untersuchungen zeigen: Glynn ist zurzeit krebsfrei. «Ohne die Studie wäre ich nicht mehr hier», stellt er klar.

Der Krebs-Schock, der ihn am Tag vor seinem Eintritt ins 49. Lebensjahr erreichte, entpuppte sich als verführtes Geburtstagsgeschenk. «Das war der Tritt in den Hintern, den ich brauchte, um mein Leben zu ändern.» Glynn stellte unter anderem seine Ernährung um. Während des Heilungsprozesses erfuhr er, dass Übergewicht ein erhöhtes Krebsrisiko mit sich bringt. Mittlerweile verzichtet er auf alle verarbeiteten Lebensmittel, raffinierten Zucker und Milchprodukte. Er fühle sich fantastisch und hat schon fünf Kilo abgenommen. Das Leben schätzt er mehr denn je.


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