«Niemand prüfte die Namen im Chat»
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Senator Mark Warner über Leak:«Niemand prüfte die Namen im Chat»

Er kam in den geheimen Trump-Regierungs-Chat
Das ist der Mann, den Trump als «Widerling» beschimpft

Plötzlich landete ein Journalist in einem geheimen Gruppenchat, in dem mehrere Minister und ranghohe Regierungsmitglieder der US-Regierung sich offen miteinander austauschten. Wie kam der Journalist da rein und wer ist der Mann überhaupt?
Publiziert: 26.03.2025 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2025 um 18:11 Uhr
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Er hat die Sicherheitspanne der US-Regierung öffentlich gemacht: Journalist Jeffrey Goldberg.
Foto: AFO

Darum gehts

  • Trump-Regierung in peinlicher Gruppenchat-Panne mit Journalist Jeffrey Goldberg involviert
  • Goldberg erhielt versehentlich Zugang zu geheimen Militärplänen der US-Regierung
  • Goldberg wurde 2016 Chefredakteur von «The Atlantic», das unter ihm mehrere Preise gewann
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Stell dir vor, du bist auf einmal in einem Gruppenchat, in dem sich Bundesräte und Bundesbeamte offen austauschen. Über geheime Militärpläne und darüber, was sie privat so denken. Ein Skandal. Besonders, wenn derjenige, der im Chat landet, auch noch Journalist ist und das Ganze öffentlich macht. So geht es gerade der Trump-Regierung. 

Jeffrey Goldberg (59) kam in den Gruppenchat mehrerer Minister und ranghoher Regierungsmitglieder auf der Messenger-App Signal. Darunter Vizepräsident J. D. Vance (40), Aussenminister Marco Rubio (53) und Verteidigungsminister Pete Hegseth (44). Und so konnte der Chefredaktor des Magazins «The Atlantic» live mitlesen, wie sich die Trump-Regierung über die bevorstehende US-Militäraktion im Jemen austauschte. 

Er kennt Goldberg gar nicht persönlich

«Das ist peinlich», sagte Mike Waltz (51), der Berater für nationale Sicherheit von US-Präsident Donald Trump (78). Aber wie kam Goldberg überhaupt in die Gruppe? Offenbar ein dummer Zufall. Waltz hatte die Gruppe selbst gegründet. Wie die Nummer des Chefredaktors in sein Handy kam, weiss er nicht. Er hatte gedacht, dass es die Nummer von jemand anderem sei. Waltz erklärte, er kenne Goldberg gar nicht persönlich. Trump deutete an, dass womöglich einer von Waltz' Mitarbeitern schuld sei an Goldbergs Aufnahme in die Chatgruppe.

Der «Atlantic»-Chefredaktor hatte über die Sicherheitspanne berichtet und publik gemacht, was in dem Chat so geschrieben wurde. Am Mittwoch machte er gar den gesamten Chatverlauf öffentlich. Trump beschimpfte ihn deswegen als «Widerling». Wer ist Goldberg?

Ex-«Atlantic»-Chef schickte Ponys für die Kinder von Goldberg

Er gilt als renommierter Journalist, der für seine Arbeiten schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Er schrieb bereits als Student der University of Pennsylvania für die Studentenzeitung. Anschliessend arbeitete er als Polizeireporter für die «Washington Post». Danach widmete er sich dem Nahen Osten. Er wurde Korrespondent in Israel und schrieb zwei Bücher über die Konflikte zwischen Israel und Palästina. 2007 dann kam er zu «The Atlantic» und wurde neun Jahre später dessen Chefredaktor.

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Wie die «New York Times» berichtet, wollte der damalige Chefredaktor von «The Atlantic» unbedingt, dass Goldberg zu ihm kommt. Um ihn für die Stelle zu überzeugen, soll er für die drei kleinen Kinder Goldbergs Ponys zu dessen Haus geschickt haben. Sicher kein Fehler, wie sich im Nachhinein zeigte.

«Weigere mich, an der Normalisierung von Donald Trump teilzunehmen»

Denn unter seiner Leitung blühte «The Atlantic» auf, gewann mehrere Preise, darunter auch den berühmten Pulitzer-Preis. Goldberg führte das Magazin auf einen härteren politischen Kurs. Er holte mehrere Topjournalisten von der «Washington Post» an Bord, wie die «New York Times» weiter berichtet. Goldberg gilt als Kritiker Trumps und dessen Regierung.

«Ich weigere mich, an der Normalisierung von Donald Trump teilzunehmen», sagte Goldberg zum Beispiel im Dezember 2023 zu CNN. Und weiter: «Ich glaube, dass eine zweite Amtszeit Trumps eine Bedrohung für die Existenz Amerikas, wie wir es kennen, darstellt.»

Ausserdem brachte Goldberg eine Sonderausgabe des «Atlantic» heraus. Vor der US-Wahl, die darüber entschied, ob Kamala Harris (60) oder Trump ins Weisse Haus ziehen sollte. Der Titel: «If Trump Wins», zu Deutsch: Wenn Trump gewinnt. Darin formulierte Goldberg eine Warnung an alle US-Bürger. Er schrieb: «Amerika hat die erste Amtszeit Trumps überstanden, wenn auch nicht ohne schweren Schaden. Eine zweite Amtszeit, falls es eine geben sollte, wird viel schlimmer sein.»

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