Zehntausende Tote, unerträgliches Leid und erbitterte Kämpfe. Seit dem 7. Oktober befinden sich die radikal-islamische Hamas und Israel im Krieg. Viele Menschen fragen sich: Wie soll es nach der aktuellen Feuerpause weitergehen? Israels Premierminister Benjamin Netanyahu (74) hat in einem Interview mit «Bild» klare Pläne enthüllt, wie der Gazastreifen in Zukunft aussehen soll.
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«Nach der Vereinbarung über die Feuerpause werden wir weiter kämpfen. Wir müssen die Hamas vernichten, denn sie werden sonst weiter morden und schlachten», sagt Netanyahu. Er betont: Israel habe gar keine andere Wahl, als die Hamas zu vernichten, denn die Taten der Hamas «seien die Schlimmsten, die je an jüdischen Menschen begangen wurden». Gelinge Israel die Ausrottung nicht, kämen die europäischen Länder als Nächstes dran: «Zerfällt der Nahe Osten, seid ihr die Nächsten.»
Der Premierminister vergleicht seinen Kampf gegen die Hamas mit der Entnazifizierung Deutschlands 1945: «Nach der Ausrottung der Hamas entmilitarisieren wir Gaza und zweitens entradikalisieren wir Gaza. Genau das wurde in Deutschland, Japan und anderswo getan», sagt er. Angesprochen auf die Zehntausenden zivilen Opfer im Gazastreifen antwortet Netanyahu: «Auch damals gab es zivile Opfer. Niemand hat jedoch die Ausrottung der Nazis infrage gestellt.»
«Das sind die neuen Nazis»
Die Kritik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron (46) und des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez (51) an den ausgedehnten Angriffen Israels im Gazastreifen, bezeichnet Netanyahu als «nicht akzeptabel».
Die israelische Armee habe nach dem Angriff vom 7. Oktober mehrere tote Familien gefunden, wie Netanyahu offenbart. Ihre Leichen waren teilweise eng umschlungen oder verbrannt. «Mit solchen Menschen haben wir es hier zu tun – das sind die neuen Nazis.»
Schulen von radikalen Ansichten befreien
Deshalb will Netanyahu radikale Ideologien aus Moscheen und Schulen in Gaza verbannen. Die Bildung und Kultur müsse von radikalen Ansichten befreit werden. «So hat man es in Deutschland auch gemacht. Und jetzt ist Deutschland ein neues Land.» Israel wolle den Gazastreifen langfristig umgestalten. «Ich kann versichern, dass Gaza nie mehr die Bedrohung für Israel darstellen wird, wie es das in der Vergangenheit tat.»
Nach der «Entradikalisierung» will Netanyahu die besetzten Gebiete neu aufbauen. Zu einer neuen Regierung äusserte er sich hingegen nicht. Es bleibt also unklar, ob Netanyahu künftig palästinensische Behörden an der Spitze des Gazastreifens sieht oder nicht.
Innenpolitisch herrsche Einigkeit
Es gibt westliche Politiker, die Netanyahu vorwerfen, die Hamas erst stark gemacht zu haben. Seine Regierung habe zugelassen, dass Katar Gelder nach Gaza schickt. «Wir wollten den Zusammenbruch der zivilen Strukturen vermeiden und humanitäre Hilfe möglich machen», erklärt er.
«Durch unsere Militärkampagnen haben wir die Hamas hart getroffen. Aber es stimmt, wir haben sie nicht zerstört. Damit beschäftigen wir uns jetzt und der Grund, warum wir es nicht tun konnten, war, dass man für eine solche Aktion eine grosse innere Einigkeit braucht.»
Diese scheint aber nur innerhalb Israels zu bestehen. Der jordanische Aussenminister Ayman Safadi sagte zu Netanyahus Zukunftsplan: «Wie kann jemand über die Zukunft des Gazastreifens sprechen, wenn wir nicht wissen, was vom Gazastreifen übrig bleiben wird, wenn diese Aggression beendet ist?» (ene)