Russische Staatskanäle, wie beispielsweise VGTRK, setzen der russischen Bevölkerung ein rosa getünchtes Bild des blutigen Ukraine-Kriegs vor. Dies klappt dank präzisen Anweisungen des russischen Geheimdienstes FSB und dem Verteidigungsministerium des Landes – und Falschinformationen, wie die «New York Times» publik machte.
Zu diesem Schluss kam die amerikanische Zeitung, nachdem sie 900'000 geleakte E-Mails von VGTRK-Mitarbeitenden analysiert hatte. Erschreckend: Es wurden 750 Gigabyte an Dateien gefunden, die die Vorbereitungen für den Krieg und seine frühen Phasen zwischen Januar und März zeigten. Den von der Zeitung geprüften Unterlagen zufolge folgten die staatlichen Propagandisten den Anweisungen des FSB und des russischen Verteidigungsministeriums, wie über Ereignisse zu berichten sei, die sich in der Ukraine abspielten.
«Bitte verwenden Sie dieses Material»
Am ersten Tag der russischen Invasion in der Ukraine, dem 24. Februar, schickten FSB-Offiziere einen Brief an staatliche Medien. In dem Brief hiess es, dass das ukrainische Militär seine Posten verlasse. In einem weiteren Schreiben an die Allrussische Staatliche Fernseh- und Rundfunkgesellschaft behauptete der FSB, die Ukraine habe angeblich ein ziviles Frachtschiff beschlagnahmt. Angaben, die so bisher noch nicht unabhängig bestätigt werden konnten.
Im März übermittelte das russische Militär in einem mit «Wichtig!» gekennzeichneten Schreiben ein Video mit einem angeblichen ukrainischen Flüchtling. Die Frau auf der Aufnahme erklärte, dass das Theater in Mariupol, in dem sich Zivilisten befanden, von ukrainischen Nationalisten in die Luft gesprengt und nicht vom russischen Militär bombardiert worden sei. «Bitte verwenden Sie das Material», hiess es in dem Schreiben. Im März berichtete «Mediazona» über diesen Fall und behauptete, das Video mit dem Flüchtling sei vom FSB verbreitet worden.
Russlands einziger Sieg ist seine Propagandamaschine
Und nicht nur das: Auch konservative westliche Medien, Zitate von chinesischen Politikern und obskure Telegram-Videos wurden für die Zwecke der russischen Regierung missbraucht. Russische Kanäle stürzten sich auf Behauptungen, dass westliche Ölembargos gegen Russland zum Scheitern verurteilt seien, dass die USA geheime Biowaffen-Forschungslabors in der Ukraine versteckten und dass China ein treuer Verbündeter gegen einen zersplitterten Westen sei.
All dies, um das grösste Ziel der russischen Regierung zu erreichen – Moskau als Sieger des Krieges darzustellen. Selbst während das Land mit Verlusten auf dem Schlachtfeld, steigenden Verlusten, wirtschaftlicher Isolation und internationaler Verurteilung konfrontiert ist, kreieren staatliche Fernsehsender eine Version des Krieges, in der Russland gewinnt, die Ukraine und westliche Allianzen zerfallen. Und das, wo doch eigentlich klar ist, dass lediglich die gut geölte Propagandamaschine der grösste Erfolg von Wladimir Putin (70) und seinen Staatsmännern ist. (chs/jwg)