Enormer Schaden bei Russen
Das steckt hinter der ukrainischen Geheimoperation «Black Box»

Immer wieder sprachen ukrainische Offiziere von der Operation «Black Box». Sie soll auf russischer Seite Millionenschaden verursacht haben. Doch was genau ist das streng geheime Projekt?
Publiziert: 21.11.2023 um 17:33 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2023 um 16:02 Uhr
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Bisher war nicht klar, was hinter der ukrainischen Geheimoperation «Black Box» steckt.
Foto: keystone-sda.ch
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Jenny WagnerRedaktorin News

Die Gegenoffensive der Ukraine zeigt Erfolge. Langsamer als erhofft – und doch konnte die Armee die Russen an einigen Bereichen der Front zurückdrängen. Eine geheime Operation lief besonders erfolgreich: die «Operation Black Box».

«Weil es streng geheim ist, darf ich keine Einzelheiten des Projekts verraten», sagte Geheimdienstchef Kyrylo Budanow (37) vor einem Jahr zum ukrainischen Sender NV. Obwohl Offiziere die Mission seither immer wieder erwähnten, war bislang unklar, was genau hinter der «Black Box» steckt. Doch nun bringt die Ukraine Licht ins Dunkle.

Die Wohltätigkeitsorganisation Come Back Alive veröffentlichte am 16. November erstmals Details zu «Black Box» und die Erfolge, die erzielt werden konnten. Laut Angaben des ukrainischen Militärs entstand durch das Projekt ein Schaden auf russischer Seite von fast 800 Millionen Dollar. Unabhängig überprüfen liessen sich die Angaben allerdings nicht.

Der wohl wichtigste Teil der Operation: die Bober. Das sind Langstreckenangriffsdrohnen, die Russland derzeit kolossale Schäden bereiten. Die Drohne zählt mit ihren 2,5 Metern Länge zu unbemannten Flugzeugen und hat eine Reichweite von 1000 Kilometern. Mit bis zu 200 Kilometern pro Stunde flitzt sie an ihr Ziel. Und: Bis zu sieben Stunden kann sie in der Luft bleiben. Mit den Drohnen soll sogar der Kreml angegriffen worden sein.

«Diese Drohne ist in der Lage, wichtige feindliche militärische Ziele in operativer, taktischer und strategischer Tiefe auf eine Entfernung von bis zu 800 Kilometern zu zerstören», beschreibt der «Kiew Independent» die Drohne. Der Flugkörper ist optisch wie eine Ente gebaut. So kann die Drohne mühelos die Höhe verändern und lässt sich einfach in der Luft manövrieren. Die glatte Oberfläche erschwert es der russischen Armee, die Drohne auf dem Radar zu erfassen.

«Ukrainische Shaheds»

Mit der Operation wurden die Russen offenbar erheblich geschwächt. Die Drohnen erinnern vom Typ her stark an Kamikaze-Drohnen, weswegen das polnische Portal Defence24 sie auch «ukrainische Shaheds» bezeichnet. Rund 200 Unternehmen stellen diese Drohnen her. Sie bilden eine Gegenwaffe zur von Russland verwendeten iranischen Shahed-Drohne.

Gemeinsam mit dem Militärgeheimdienst (SUB) hat die Organisation Spenden gesammelt und eine grosse Menge Bober-Drohnen in Auftrag gegeben. Budanow sprach im Juni darüber, dass die Operation «Black Box» in vollem Gange sei. Die Bober haben «erfolgreich Aufgaben auf der Krim und in den unmittelbar besetzten Gebieten der Ukraine erfüllt. Sie sind natürlich auch in militärische Ziele auf feindlichem Gebiet geflogen», schreibt Come Back Alive auf der Social-Media-Plattform X. Mit der Operation wurden die Russen offenbar erheblich geschwächt – sowohl an der Front, als auch hinter der Grenze.

In der «Black Box» steckt noch mehr

Laut ukrainischen Angaben wurde ein russisches Lager angegriffen, auf dem Iskander-Raketen gelagert wurden. Ausserdem wurden weitere Werke angegriffen, die Elektronik für die Raketen Kh-31, Kh-35 und Kh-59 herstellen. Letztere werden von taktischen Flugzeugen gestartet.

Doch nicht nur Bober-Drohnen gehören zur Operation «Black Box». Die Organisation sammelte fast 350'000 Franken, um Soldaten zu rekrutieren und Fahrzeuge für die Front zu kaufen. Die Fahrzeuge erhöhen die Mobilität der ukrainischen Spezialeinheiten. Klar ist: Die «Black Box» geht weiter. Laut Come Back Alive werden auch weiterhin Ziele auf der Krim ins Visier genommen.

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