Auf Fotos gleicht der Kibbuz Be’eri einem Paradies auf Erden: Wiesen mit roten Anemonen, Plantagen mit Avocados, Mangos, Zitrusfrüchten. Bis zum 7. Oktober lebten hier in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gazastreifen gut 1000 Menschen. Dann kamen die Hamas-Terroristen und verübten eine Orgie aus Mord, Vergewaltigung und Entführung. Nach Informationen von Blick besass eines ihrer Opfer die Schweizer Staatsangehörigkeit: Yona Fricker (†69). Blick veröffentlicht Namen und Bild des Opfers mit dem Einverständnis ihrer Angehörigen.
Die Tochter von Holocaust-Überlebenden kam in Tel Aviv zur Welt. Ihr Vater stammte aus Polen, ihre Mutter aus Rumänien. Nach dem Militärdienst ging Yona Fricker mit ihrem ersten Ehemann in die Schweiz, wo sie für eine Bank arbeitete. Später kehrte sie nach Israel zurück und wurde Mutter. In erster Ehe brachte sie Aviv zur Welt, später Sigal und Stav.
Fricker war bekannt und beliebt im Kibbuz
In Israel arbeitete Fricker nicht mehr als Bankerin, sondern als Buchhalterin und in der Grafikabteilung der Druckerei. Doch ihre wahre Leidenschaft war das Nähen, die Perlenstickerei und die Goldschmiedekunst. Gern schneiderte sie Kleider, unter anderem für ihre sieben Enkelinnen. In einem Kibbuz gibt es keinen Dresscode – hier geht es normalerweise locker, unkonventionell, hemdsärmelig zu. Yona Fricker aber, so beschreiben sie die Überlebenden des Kibbuz in ihrem Gedenkblog, trat stets elegant auf: «Sie trug farbenfrohe und geblümte Kleidung sowie lockere und farbenfrohe Kleider, besondere Schuhe und Stiefel, in einem für die Kibbuz-Landschaft ungewöhnlichen Stil: sehr gepflegt, mit Make-up, passenden Schuhen und Schmuck.»
«Ihre Cremeschnitten waren die besten der Welt», heisst es in Be’eri. Den Kindern und Enkelkindern gab sie mit auf den Weg: «Es ist egal, wo man landet – Hauptsache, man ist ein guter Mensch.»
Zweites Schweizer Opfer war ein Mann
Am Morgen des 7. Oktobers drang die Hamas in den Kibbuz ein und schlachtete 93 Menschen ab. Bilder von ausgebrannten Häusern, blutverschmierten Kinderzimmern und verkohlten Plüschtieren gingen um die Welt.
Noch heute ist der Kibbuz Be’eri ein Schlachtfeld – wegen seiner Nähe zum Gazastreifen mussten die Überlebenden evakuiert werden. Sie campieren seither in einem Exil-Hotel am Toten Meer, trauern um Menschen wie Yona Fricker – und bangen um acht weitere Kibbuz-Bewohner, die nach wie vor vermisst werden.
Fricker ist nicht das einzige Schweizer Hamas-Opfer: Nach Informationen der «SonntagsZeitung» kam am 7. Oktober auch der Doppelbürger Adi Baharav (62) ums Leben. Er hatte 1987 in Wettingen AG eine Schweizerin geheiratet.
In beiden Fällen hat die Bundesanwaltschaft inzwischen ein Strafverfahren wegen Mord und Beteiligung an einer terroristischen Organisation eröffnet.