Der Uno-Nothilfekoordinator Martin Griffiths (72) hat die Schweiz zu mehr Engagement bei der humanitären Hilfe und beim internationalen Dialog aufgefordert. «Die Schweiz steht für die humanitäre Drehscheibe in Genf, für globale Operationen. Wir brauchen diese Schweiz jetzt, wir brauchen sie mehr als je zuvor.»
Er befasse sich seit 50 Jahren mit Kriegen, sagte Griffiths in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit den Tamedia-Zeitungen. «Und die Welt war noch nie so wütend wie heute.» Die Krisen im Sudan, in Myanmar, Syrien, Gaza und der Ukraine zeigten, dass globale Werte der Menschlichkeit auf dem Spiel stünden. «Und gerade die Schweiz steht für diese Werte», so Griffiths. «Deshalb sage ich der Schweiz: Wir brauchen euch! Wir brauchen euch als Hort der Friedensstiftung.»
«Die Schweiz sollte aufstehen und sich behaupten»
Die Schweiz könne auf ihre Weise mehr tun als die meisten anderen Ländern, zeigte sich der Uno-Nothilfekoordinator überzeugt. «Die Schweiz ist eine einzigartige Marke und hat einzigartige Möglichkeiten – wegen ihrer Werte und ihrer Diskretion.» In Genf etwa seien Gespräche auch mit «zwielichtigen Gruppierungen» möglich.
Zwar gebe es heute mehr Staaten als früher, die sich in der internationalen Vermittlung einsetzten, etwa Katar oder die Türkei, sagte Griffiths. Die Schweiz besitze aber die «Tradition und die Fähigkeiten der Vermittlung». «Nur weil mehr Staaten in der Mediation aktiv sind, entlastet das die Schweiz nicht. Die Schweiz sollte aufstehen und sich behaupten», so Griffiths. (SDA)