Uno warnt vor Kollaps von Regierungen
Antidemokraten werden immer beliebter – weltweit!

Antiemokratische Politiker werden weltweit immer beliebter, wie eine Studie der Uno zeigt. Der Vereinten Nationen zufolge könnte dieser Trend sogar zum Kollaps von Regierungen führen.
Publiziert: 13.03.2024 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2024 um 08:42 Uhr
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Pro-russische Demonstranten bei einer Veranstaltung in Berlin im Oktober 2023.
Foto: IMAGO/SOPA Images

Immer mehr Menschen auf der Welt haben einem neuen Uno-Bericht zufolge kein Problem mit Politikern, die die Demokratie untergraben. Obwohl neun von zehn Menschen auf der Welt Volksherrschaften grundsätzlich gutheissen würden, unterstützten «zum ersten Mal überhaupt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung» Staats- und Regierungschefs, die demokratische Regeln missachten.

Das teilte die Uno-Entwicklungsagentur UNDP am Mittwoch in ihrem jährlichen Bericht zur menschlichen Entwicklung mit. Über 50 Prozent der für die Studie befragten Personen antworteten, dass ein starker Anführer, der sich «nicht um Parlament und Wahlen kümmern muss», entweder «sehr gut» oder «eher gut» sei.

Unzufrieden mit Parteien und Politikern

Der deutsche UNDP-Chef Achim Steiner (62) spricht in diesem Zusammenhang von einem «Demokratieparadoxon». Die allermeisten Menschen wollten in einer Demokratie leben, seien aber gleichzeitig mit Parteien und politischen Anführern zufrieden, die die Grundprinzipien ebendieser infrage stellen.

«Dies ist in gewisser Weise ein Trend, der weit über einen globalen Nord- oder Südtrend hinausgeht», so Steiner. Vielmehr sei es eine Entwicklung, die überall auf der Welt zu beobachten sei. Steiner warnte, sie könne bis zum Kollaps von Regierungen führen.

Von 1999 bis 2004 hatte die Zahl derjenigen, die Antidemokraten unterstützten, noch bei unter 40 Prozent gelegen. Danach war sie kontinuierlich gestiegen.

Zukunftsangst bestimmt politischen Diskurs

Steiner, der ranghöchste Deutsche bei den Vereinten Nationen, sieht in diesem Zusammenhang auch eine wachsende Kluft zwischen Bürgern und dem Staat sowie eine Zukunftsangst.

«Und das ist äusserst besorgniserregend, denn wenn die Mehrheit unserer Bürger Angst vor dem hat, was als Nächstes kommt, und vor der Zukunft, schafft das ein Umfeld, in dem Angst den politischen Diskurs bestimmt.» Ein Schlüssel zu einer Verbesserung der Situation liege darin, nationale Debatten zu beruhigen und jene Institutionen zu stärken, die an der demokratischen Willensbildung beteiligt sind.

Abgesehen vom «Demokratieparadoxon» fand die Uno-Studie, dass der globale Entwicklungsfortschritt ungleich verläuft. Der Index der menschlichen Entwicklung («Human Development Index») habe im Jahr 2023 ein neues weltweites Rekordhoch verzeichnet – während reiche Länder aber stark zugelegt hätten, blieben etwa die Hälfte der armen Staaten aber unter ihrem Entwicklungsstand von vor der Pandemie. (SDA)

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