Elaine Lynch (59) ist an Krebs erkrankt. Im Jahr 2021 wurde bei der Britin Lungenkrebs im Spätstadium diagnostiziert – ohne dass sie je im Leben geraucht hat.
Zwar gibt es ein lebensverlängerndes Medikament, doch die todkranke Mutter muss alle drei Wochen 7000 britische Pfund (knapp 7700 Franken) aus der eigenen Tasche zahlen, um etwas länger leben zu können, berichtet «Daily Mail». Jetzt bangt Lynch um das Geld, das zur Neige geht. Sie befürchtet, sie werde bald ihr Haus verkaufen müssen.
Genehmigung für Lungenkrebs fehlt
Das Krebsmedikament, das die 59-Jährige am Leben hält, heisst Enhertu. Obwohl die Behandlung sichtbare Erfolge aufweist und von ihren Ärzten empfohlen wird, weigert sich der Nationale Gesundheitsdienst, für die Kosten aufzukommen.
Beim Nationalen Gesundheitsdienst handelt es sich um das staatliche Gesundheitssystem im Vereinigten Königreich. Die Gesundheitsversorgung läuft nicht über Krankenversicherungen, sondern wird direkt über die Steuern finanziert. Entsprechend sind dann die Leistungen für alle Einwohner kostenlos.
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Der Grund für die Ablehnung der Behörde: Enhertu wurde bislang nicht für Lungenkrebs-Patienten genehmigt – für Brustkrebs hingegen schon.
Bei der Untersuchung von Lynchs Lungenkrebs stellten die Ärzte fest, dass es zu einer seltenen und aggressiven HER2-Mutation gekommen sei. HER2 – kurz für Humaner Epidermaler Rezeptor – ist ein Protein an Zelloberflächen, das das Wachstum von Tumorzellen fördert.
Zwar wird HER2 am häufigsten mit Brustkrebs in Verbindung gebracht, allerdings kann es bei anderen Krebsarten auch zu solchen Mutationen kommen. Enhertu dient zur Bekämpfung HER2-positiver Krebsarten.
Kinder kritisieren «unmoralische Tatsache»
Lynch hat schon fast 60'000 Pfund (Rund 66'000 Franken) für die Behandlung ausgegeben, «nur um ein bisschen länger leben zu können», sagt sie. «Entweder nichts tun, den Krebs wachsen lassen und sterben oder eine andere Behandlung des Nationalen Gesundheitsdiensts in Anspruch nehmen, die nicht so wirksam ist ... Wir hatten keine andere Wahl, als zu zahlen.»
Für die erwachsenen Kinder Lynchs ist die Lage, in der die Mutter steckt, «grausam». Auf der Online-Spendenplattform Gofundme, wo sie für die Krebskranke Geld sammeln, schreiben sie: «Wir sind erschüttert über die unmoralische Tatsache, dass unsere Mutter in derselben Krebsklinik sitzen könnte wie jemand, der dieses Medikament kostenlos erhält, nur weil er Brustkrebs hat, während unserer Mutter der Zugang aufgrund ihrer Krebserkrankung verweigert wird.»
Lynch möchte noch ihr Enkelkind kennenlernen
Lynch mache sich keine Illusionen. Zwar zeigen Scans, dass der Tumor durch die Behandlung schrumpfe, aber ihr sei klar, dass das Medikament ihr nur etwas mehr Zeit verschaffe. Diese will sie mit ihrer Familie geniessen und «vielleicht mein erstes Enkelkind noch kennenlernen».
Doch wegen der finanziellen Sorge könne man die Zeit kaum geniessen, erklärt Lynchs Partner Chris Goodwin (60). «Wir können nicht schlafen», sagt er. «Wir wachen jeden Morgen auf und denken daran, dass wir alle drei Wochen weitere 7000 Pfund ausgeben müssen.»
In der Zeit zwischen den Behandlungen seien sie damit beschäftigt, doch noch einen Weg zu finden, damit der Nationale Gesundheitsdienst die Kosten übernimmt.
Doch ihre Bemühungen blieben bislang ohne Erfolg. Nun bereitet sich das Paar darauf vor, das eigene Haus zu verkaufen, um sich das Krebsmedikament noch etwas länger leisten zu können. (bab)