Auf einen Blick
- Europol fahndet nach 24 neuen gefährlichen Kriminellen auf Most-Wanted-Liste
- Verbrecher gelten als bewaffnet und brandgefährlich, einige sind mit Belohnungen ausgesetzt
- Taten teils Jahrzehnte zurückliegend
Sie haben «Blut an ihren Händen», weshalb Europol nach ihnen fahndet: Auf der Liste von Europas meistgesuchten Kriminellen finden sich 24 neue Namen. Brisant: Während normalerweise auch Drogenbosse, Cyberkriminelle oder Verbrecher im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität ihren Weg auf die Most-Wanted-Liste finden, werden die neuen Gesichter wegen ihrer brutalen Vorgehensweise gesucht.
Teilweise sind es Taten aus diesem Jahr, manchmal liegen die Vergehen schon Jahrzehnte zurück.
Die 24 Männer gelten als potenziell bewaffnet und brandgefährlich. Auf manche von ihnen sind Belohnungen ausgesetzt. Und: Eines der Verbrechen geschah am Euroairport Basel. «Helfen Sie mit, diejenigen zu finden, die Leben genommen haben», appelliert Europol an die Europäer. Die Verbrecher im Überblick:
Ali Shebab Ahmed
Über ihn veröffentlichte Europol die wenigsten Informationen. Der Schwede (20) mit arabischen Wurzeln soll in der Stockholmer Innenstadt am 10. Juni 2023 eine Person getötet haben. Seitdem ist er auf der Flucht.
Costel Crinu Andronic
Andronic (46) wird die versuchte Tötung eines Mannes vorgeworfen. Im November 2017 prügelte er vor einer Kneipe brutal auf sein Opfer ein. Das Opfer traktierte er dabei auch mit einem Stein und einer Flasche. Es überlebte nur mit Glück. Andronic wurde bereits zu einer Haftstrafe von acht Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Auch sechs Jahre nach der Tat ist er noch auf der Flucht.
Engelbert Balogh
Engelbert Balogh (31) geriet im Oktober 2022 in einer Wohnung im ungarischen Tatabanya mit einem Bekannten aneinander. Der Streit lief derart aus dem Ruder, dass Balogh sich ein Messer griff und seinem Bekannten Stichverletzungen zufügte. Das Opfer verblutete fast, wurde in letzter Sekunde gerettet. Seit der brutalen Attacke fehlt von ihm jede Spur. Sollte er gefasst werden, muss er 15 Jahre hinter Gitter.
Wilhelmus Beckmann
Wilhelmus Beckmann (66) nahm seiner Freundin in der belgischen Stadt Merksplas das Leben. Nach der Tat inszenierte er einen Raubüberfall am Tatort. Mehr noch: Er steckte die Villa, in der die Tote lag, in Brand. Die Intention dahinter: Niemand sollte die Schusswunden an der Leiche entdecken. Er wurde in diesem Jahr wegen Mordes und vorsätzlicher Brandstiftung verurteilt und ist auf der Flucht.
Domenico Bellatoni
Seit Jahrzehnten ist Domenico Bellatoni (80) wie vom Erdboden verschluckt. Er gehört dem Mafia-Clan Piromalli an, der sich wiederum der ’Ndrangheta zugehörig fühlt. Seit 1971 ist er untergetaucht. Er soll einen Mann erschossen und auf einen zweiten mit der Absicht, ihn zu töten, geschossen haben. Damit nicht genug, zwang er eine Minderjährige zur Prostitution. Sollte er geschnappt werden, muss er für den Rest seines Lebens in den Knast.
Tomas Bolgovas
Tomas Bolgovas (41) wird vorgeworfen, sich 2015 an einem Auftragsmord beteiligt zu haben. Zusammen mit einer kriminellen Gruppe plante er, einen jungen Mann (26) umzubringen. Dieser wurde im November 2015 in Kaunas umgebracht – mit zwölf Schüssen. Bolgovas wird verdächtigt, unter anderem den Fluchtwagen organisiert zu haben. Seine Komplizen sitzen bereits im Gefängnis und verbüssen lange Haftstrafen. Bolgovas ist dagegen weiter auf der Flucht.
Dominique Delattre
Der Franzose (62) ist Teil einer Gang aus der Stadt Nimes. Wegen eines Raubüberfalls auf einen Geldtransporter im Jahr 1997 wanderte er hinter Gitter. Bei der Tat war der Fahrer des Transporters schwer verletzt worden. Im August 2000 flüchtete er aus der Haftanstalt, eigentlich hätte er 20 Jahre verbüssen müssen. Wo er jetzt ist, weiss niemand.
Abdenour Djabri
Abdenour Djabri (43) wird verdächtigt, eine Frau getötet zu haben. Im Januar 2022 soll er die Polin in Starogard Gdanski erwürgt haben. Den polnischen Behörden ist es bislang nicht gelungen, ihn ausfindig zu machen.
Alexander Elberg
Alexander Elberg wird wegen eines Verbrechens in Deutschland gesucht. Der Russe soll im August 1991 einen anderen Mann auf einem Waldweg im Bereich der Hinterlinger Seen zwischen Sindelfingen und Stuttgart-Vaihingen ermordet haben. Elberg lebte zum Tatzeitpunkt ohne festen Wohnsitz in Deutschland und verbrachte seine Zeit in den Wäldern rund um die Stadt Sindelfingen. Zeugenangaben zufolge soll Elberg 1993 nach Russland gereist sein. Die letzte dokumentierte Einreise erfolgte allerdings 2004 in die Ukraine. Da er seitdem nicht mehr gesehen wurde, belohnt die deutsche Polizei Hinweisgeber mittlerweile mit 1500 Euro für Informationen, die zu Elbergs Festnahme führen.
Janos Gal
Der Ungar (42) rastete am Abend des 11. Septembers 2024 aus und stach mehrmals auf seine Frau und Schwiegermutter ein. Für seine Ehefrau kam jede Hilfe zu spät, sie verstarb noch am Tatort. Seine Schwiegermutter hat den Ärzten im Spital ihr Leben zu verdanken. Nach der Tat machte sich Gal aus dem Staub.
Cristian Yong Granadino
Cristian Yong Granadino (44) wird wegen einer Straftat aus dem Jahr 2010 gesucht. Der damals 30-Jährige wurde damals im spanischen Leganes von seiner minderjährigen Freundin (16) verlassen. Sie hatten sich kennengelernt, als sie 14 war. Granadino schlug die Jugendliche mehrfach, weshalb sie beschloss, sich zu trennen. Anschliessend stalkte sie der Erwachsene, lauerte ihr auf und durchtrennte dem Mädchen die Kehle. Die Leiche verstaute er in einem Koffer und warf sie gemeinsam mit dem Tatwerkzeug, einem Messer, 30 Meter von seinem Haus in den Abfall. Ein Obdachloser entdeckte die Leiche später. Granadino ist seit 14 Jahren auf der Flucht.
Maris Jankevics
Maris Jankevics (45) steht wegen eines brutalen Mordes auf der Meistgesuchten-Liste. Besoffen schlug er einer Frau mehrfach mit einem stumpfen Gegenstand ins Gesicht, fügte ihr mindestens sieben Schnitt- und neun Stichwunden zu. Dazu fügte er ihr Brandverletzungen zu und erwürgte sie letzten Endes mit einem Seil. Passiert ist die Tat im April 2022 in Lettland. Wo sich Jankevics heute aufhält, ist unklar.
Krystian Kolompar
Der Mann mit dem Gesichtstattoo (30) soll gemeinsam mit anderen im Dezember 2021 in Krakau eine Person ausgeraubt und getötet haben. Nach Informationen von Europol überwältigte er das Opfer in dessen Wohnung, verpasste ihm Faustschläge und haute ihm mit einem stumpfen Gegenstand gegen den Kopf. Anschliessend erwürgte er die Person. Danach schnappte er sich den Inhalt eines Tresors. Niemand weiss, wo Kolompar heute ist.
Ben Mahfoudh Montassar
Mit einem Mordversuch hat es auch Ben Mahfoudh Montassar auf die Liste geschafft. Im Jahr 2018 soll er eine Luxemburgerin fast umgebracht haben. Er kniete sich auf die Schultern seines Opfers, würgte sie und drückte der Frau ein Kissen auf das Gesicht. Zudem schlug und trat er sein Opfer unter anderem mit einem Schlagring. Sie wurde schwer verletzt und ist bis heute arbeitsunfähig. Montassar sass bereits zwischen Dezember 2018 und Juli 2019 in Untersuchungshaft, wurde aber unter Auflagen freigelassen. Ein Gericht verurteilte ihn zu zehn Jahren Gefängnis, die Haftstrafe hat er nie angetreten.
Saidchuseyn Naurbajew
Bei einem Raubüberfall im Mai 2015 im tschechischen Zabcice soll Naurbajew eine Person getötet haben. Zuvor hatten er und ein Komplize erfahren, dass es im Haus des Opfers wertvolle Gegenstände zu holen gab. Den Hausbesitzer überraschten sie in der Nacht, überfielen und fesselten ihn. Anschliessend schlugen sie so lange zu, bis der Mann tot war. Die beiden Diebe rissen sich anschliessend mehrere Gegenstände von historischem und teurem Wert unter den Nagel. Als sie flohen, legten sie ein Feuer und reisten nach Wien. Naurbajews Kumpan sitzt bereits im Knast. Er sitzt eine 17,5 Jahre lange Strafe ab, die auch auf Naurbajew wartet. Noch ist der Mann aber auf der Flucht.
Abdou Njie
Adou Njie (23) soll im August 2022 einen Mann (†27) in der Nähe der schwedischen Hauptstadt Stockholm, ohne mit der Wimper zu zucken, getötet haben. Njie feuerte mehrere Schüsse ab und floh. Die Ermittler gehen davon aus, dass er an zwei weiteren Fällen versuchten Mordes, die etwa zur gleichen Zeit passierten, beteiligt gewesen sein könnte. Der Schwede mit afrikanischen Wurzeln gilt als brutal, unberechenbar, äusserst gefährlich und womöglich verzweifelt.
Karim Ouali
Karim Ouali (48) soll im April 2011 am Euroairport in Basel gemordet haben. Dort arbeitete er als Fluglotse. Er ging auf einen Kollegen mit einer Axt los und tötete ihn. Im Anschluss haute er ab. Ouali leidet unter Verfolgungswahn, bei der Tat befand er sich in einem psychotischen Zustand. Er hat Stammestattoos auf Brust und Oberschenkel.
Vincenzo Parisi
Vincenzo Parisi (75) ist ein Mafiamitglied. Er wird beschuldigt, im italienischen Foggia zwei Männer mit einer Schusswaffe getötet zu haben. Um nicht aufzufliegen, nutzt er gefälschte und gestohlene Ausweispapiere.
Anton Zhivkov Petkovski
Anton Zhivkov Petkovski (58) werden gleich zwei Morde zur Last gelegt. Er soll gemeinsam mit einem Helfer im bulgarischen Dorf Selishte einen Mann mit einem Maschinengewehr erschossen haben. Wenige Stunden danach eliminierte er seinen Komplizen, mutmasslich, damit die Tat nicht herauskam. Er schlug seinem toten Komplizen das Gesicht ein, wollte so die Identifizierung erschweren. Sollte Petkovski geschnappt werden, wird er bis an sein Lebensende in Haft bleiben.
Joze Pirh
Joze Pirh (67) soll versucht haben, seine Ex-Partnerin und deren Freund aus der Welt zu schaffen. Der Slowene schoss im Mai 2017 mit einer 9-Millimeter-Pistole durch das Glas einer Eingangstür, hinter der sich seine beiden Ziele befanden. Slowenische Medien berichteten, dass er immer wieder damit gedroht hatte, sie umzubringen. Noch immer ist Pirh auf der Flucht.
Leons Rusins
Leons Rusins (54) wird wegen des Mordes an seiner Ex-Frau gesucht. Im April 2023 soll er im lettischen Jekabpils das Auto der Ex-Partnerin auf einer Strasse gestoppt haben. Daraufhin soll er die Scheibe des Wagens eingeschlagen und mehrfach auf Gesicht und Hals seines Opfers eingestochen haben. Sie starb. Besonders heftig: Die Mutter der Ex-Frau und der gemeinsame Sohn des Paares sassen mit im Fahrzeug und mussten alles mitansehen.
Vladimir Vaclavek
Vladislav Vaclavek (43) ist der nächste Mordverdächtige auf der Liste. In der Nacht vom 24. Oktober auf den 25. Oktober 2001 verübte er in Kroatien einen Mord, so der Verdacht. Damals war er 20 Jahre alt, seit 23 Jahren weicht er den Ermittlern aus. Er nutzt offenbar den Decknamen Salim Halibi.
Jian Xia
Der Chinese (47) wird verdächtigt, die Studentin Yi Gu im niederländischen Haarlem im November 2004 getötet zu haben. Yi Gu war zum Tatzeitpunkt im siebten Monat schwanger. Der Täter erwürgte sie. Jian Xia wurde in der Nähe des Tatorts von einer Überwachungskamera aufzeichnet. Vom Tatort soll er persönliche Gegenstände und umgerechnet 937 Franken in Euro mitgenommen haben. Zuletzt wurde er am 20. Dezember 2004 in einem Zug von Drenthe nach Schiphol gesehen. Am Tag darauf soll er sich in der Nähe der belgischen Stadt Antwerpen aufgehalten haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der Asiate in der Zwischenzeit in Spanien aufgehalten haben könnte. Seinen Reisepass liess der mutmassliche Schwangerenmörder am Tatort zurück. Stattdessen reist er mit dem Aufenthaltsdokument eines anderen Mannes namens Qiang Cheng.
Kamil Zyla
Europol fahndet auch nach Kamil Zyla (37), weil er für einen brutalen Mord verantwortlich sein soll. Er soll in der Nacht vom 26. auf den 27. März 2022 im polnischen Chorzow in der Nähe des örtlichen Fussballstadions einen Mann erstochen haben. Das Opfer hatte Wunden an Kopf, Hals, Brust und den oberen Gliedmassen. 50 Stichwunden zählten die Ermittler an der Leiche.