Sie lächeln nett in die Kamera, wirken zufrieden: Auf den ersten Blick könnte es ein gewöhnliches Familienfoto sein. Doch in Wahrheit zeigt es millionenschwere Verbrecher.
Konkret geht es um die Familie Jakubez. Sie sollen hinter der Hackergruppe Evil Corp stecken. An der Spitze: Vater Viktor und Sohn Maksim. Zusammen mit weiteren Verwandten und Kriminellen stehen sie im Verdacht, für verheerende Cyberattacken verantwortlich zu sein – und zwar weltweit.
Sohn klaute Geld, Vater liess es verschwinden
Die britische Behörde National Crime Agency hat jetzt ein umfassendes Dossier veröffentlicht. Darin heisst es, dass die Gruppe wie ein Familienunternehmen geführt wurde. Vater Viktor kannte sich mit Geldwäsche aus und verdiente sich so über viele Jahre eine goldene Nase. «Maksim führte dieses Familiengeschäft ins 21. Jahrhundert, indem er in die Internetkriminalität einstieg und seinen Vater, seinen Bruder Artem und die Cousins Kirill und Dmitry Slobodskoy mitbrachte», schreibt die NCA in ihrem Bericht.
Zuerst klauten die Hacker das Geld von Behörden und Unternehmen. Anschliessend liess es Vater Viktor durch seine Kontakte und Wissen verschwinden und dann waschen. Dafür wurden zum Beispiel Scheinfirmen gegründet oder das Geld in Kryptowährungen umgewandelt.
Gruppe steht unter dem Schutz des Kremls
Die Gruppe war für die Entwicklung und Verbreitung von BitPaymer und Dridex verantwortlich, mit denen sie Banken und Finanzinstitute in über 40 Ländern ins Visier nahmen. Seit 2011 soll die Gruppe auf diese Weise mehr als 300 Millionen Dollar verdient haben. Mehr als 300 Einrichtungen und Einzelpersonen in 43 Ländern zählen zu den Opfern.
Beschützt wird Evil Corp vom russischen Staat. Ihren Sitz hat die Gangstergruppe in Moskau und dort pflegen sie enge Kontakte zum russischen Geheimdienst FSB, wie der NCA schreibt. Die Hacker sollen sogar im Auftrag des FSB Cyber- und Spionageattacken auf die USA und NATO-Verbündete durchgeführt haben.
Millionen-Belohnung für die Festnahme von Jakubez
Die USA hatten schon 2019 Anklage erhoben und Sanktionen gegen die Russen verhängt. Jetzt folgt auch Grossbritannien. Aussenminister David Lammy (52) wird vom NCA wie folgt zitiert: «Putin hat einen korrupten Mafiastaat aufgebaut, in dessen Zentrum er selbst steht. Wir müssen dies auf Schritt und Tritt bekämpfen, und die heutige Aktion ist nur der Anfang.»
Die Russen-Familie wurde bislang nicht verhaftet. Das US-Aussenministerium verspricht fünf Millionen Dollar Belohnung für Informationen, die zur Festnahme von Maksim Jakubez führen.