Das Bild wirkte furchteinflössend: Ein Mann springt über die Abschrankung in der Senatskammer, dunkel gekleidet, maskiert, bewaffnet und in der Hand Kabelbinder-Handschellen. Als wäre er jeden Moment dazu bereit, jemanden zu fesseln – hatte er es auf Abgeordnete abgesehen? Auch ein anderer Trump-Fanatiker wurde fotografiert, wie er mit Kabelbindern im Kapitol herummarschierte.
Die beiden wurden nun verhaftet. Die «New York Times» schreibt, dass einer der Männer Eric Gavelek Munchel (30) heisst. Er wurde in Nashville verhaftet – die Vorwürfe: unrechtmässiges Betreten, gewaltsamer Eintritt und ordnungswidriges Verhalten auf dem Gelände des Kapitols. Einer der in den Fall involvierten Beamten sagte zudem, dass bei der Verhaftung auch Waffen sichergestellt wurden.
«Ich würde lieber sterben»
Munchel reiste mit seiner Mama, Lisa Eisenhart, nach Washington. Gegenüber «The Times» sagten sie, dass sie in das Kapitol eingedrungen seien, um die Aktion zu beobachten. Als die Mitstreiter aber darüber gesprochen haben, elektronische Geräte und Regierungs-Dokumente zu stehlen, hätten sie das Weite gesucht.
Munchel sagte aber auch, dass er und seine Mutter zeigen wollten, «dass wir bereit sind, uns zu erheben, uns zusammenzuschliessen und zu kämpfen, wenn nötig.» Ausserdem verglich sich seine Mutter sich mit den Gründungsvätern: «Ich würde lieber als 57-jährige Frau sterben, als unter Unterdrückung zu leben. Ich würde lieber sterben und kämpfen.»
Mit Kabelbindern
Der andere Mann, Larry Rendell Brock, wurde unter den gleichen Vorwürfen wie Munchel in Texas verhaftet. Im «New Yorker» behauptete er, dass er die Kabelbinder am Boden gefunden habe: «Ich wünschte, ich hätte diese nie aufgehoben. Ich dachte damals, dass ich diese aufhebe und einem Beamten gebe, wenn ich einen sehe. Ich habe es nicht getan, weil ich sie weggesteckt und vergessen habe.»
Brocks Ex-Frau identifizierte ihn auf den Fotos. «Als ich sah, was im Kapitol passierte, hatte ich Angst, dass er auch vor Ort ist.»
Ein weiterer Zeuge, der Brock auf den Fotos identifizierte, sagte, dass Brock Pilotenflügel auf seiner Brust tätowiert hatte. Brock sei bei der Air Force. Laut dem Zeugen arbeitete Brock bei einer Firma namens L3 Technologies. Seine Arbeitskollegen hätten gewusst, dass er nach Washington fliege. (myi)