Aufnahmen aus der Nacht zeigen, wie das Kriegsschiff «Iwanowez» im Schwarzen Meer versenkt wurde. Im Vergleich zu den Drohnen ist das 56 Meter lange Schiff ein Riese. Dennoch wurden nur sechs Seedrohnen benötigt, um das Schiff zu zerstören. Denn sie haben es in sich: Auf dem Video ist zu sehen, wie die Explosionen den Rumpf des Schiffes erschüttern.
Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Doch auch prorussische Militärblogger kommentierten bereits den Vorfall. Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin (71) ist es eine weitere Blamage seiner Marine.
«Das macht es schwierig, sie zu kontrollieren»
Wie ein Drohnenpilot im Interview mit CNN verrät, waren es Magura-Drohnen, die das Schiff zum Kentern brachten. Die Drohnen sind nur wenige Meter lang und auf Jetskis befestigt, die über das Wasser flitzen. Die Magura ähnelt optisch einem kleinen Schnellboot. Der Name steht für «Maritime Autonomous Guard Unmanned Robotic Apparatus», also «unbemannter Meeres-Roboter-Apparat».
Die Drohne ist rund sechs Meter lang, doch aus dem Wasser ragen nur knapp 50 Zentimeter heraus. «Diese Grösse macht es schwierig, sie zu kontrollieren, weil die See unruhig ist. Aber sie macht es auch viel schwieriger für den Feind, uns zu treffen», sagt der Drohnenpilot. 250 bis 300 Kilogramm bringt die Superdrohne auf die Waage. Etwa 234'000 Franken soll ein Exemplar in der Herstellung kosten.
«Das Wichtigste ist, dass man die Drohne spürt»
Die hohe Reichweite von 833 Kilometern machte es den Angreifern möglich, die Attacke von der Krim aus zu starten. Mit einer Geschwindigkeit von 75 Kilometern pro Stunde nimmt sie ihr Ziel in Angriff. «Das Wichtigste ist, dass man die Drohne spürt», sagt der Drohnenpilot über den Angriff. Und: «Wenn man sie ein wenig drückt, kann man die Kontrolle über die Drohne verlieren. Ich würde es als eine Art Juwelierarbeit beschreiben.» Der Grössenunterschied zwischen Angreifer und Ziel ist laut dem Soldat auch ein Vorteil: «Kein Kriegsschiff kann so manövrierfähig sein wie diese Drohnen.»
Die Drohnen wurden vom Festland aus über einen Starlink-Satelliten gesteuert und permanent vom Drohnenpiloten überwacht. Eine falsche Bewegung – und die Mission wäre scheitert. Denn: Befindet sich die Drohne kurz vor dem Angriffsziel, muss der Pilot selbst steuern.
Selbst gegen einige der härtesten Schiffe der Moskauer Schwarzmeerflotte haben die Drohnen ihre Wirksamkeit bewiesen. Ende Dezember berichtete das «Institute for the Study of War» (ISW) über ein versenktes Patrouillenboot vom Typ Tarantul, das zur Bekämpfung von U-Booten eingesetzt wird. Auch das Raketenschiff Askold, das Landungsschiffs Olenegorski Gornjak und das U-Boot Rostow am Don wurden in den vergangenen Monaten versenkt. (jwg)