Auf einen Blick
- Bischöfin kritisiert Trump während Gottesdienst, er reagiert verärgert
- Budde appelliert an Trump, Gnade gegenüber LGBTQ-Personen und Migranten walten zu lassen
- Budde wurde 2011 als neunte Bischöfin von Washington geweiht
Alle Welt fiel vor dem mächtigsten Mann der Welt auf die Knie – nur eine Frau bot Donald Trump (78) die Stirn. Mit sanften, aber eindringlichen Worten versuchte Bischöfin Mariann Edgar Budde (65), dem frisch gewählten US-Präsidenten ins Gewissen zu reden.
Sie bat ihn, «Gnade walten zu lassen gegenüber den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben». Sie nannte explizit LGBTQ-Personen und Migranten – offenbar als Reaktion auf Trumps harte Einwanderungspolitik und den Abbau von Schutzmassnahmen für Transgender-Personen. Einheit erfordere Ehrlichkeit, Demut und den Verzicht «zu spotten, herabzusetzen oder zu dämonisieren», sagte die 65-Jährige.
Budde ist die erste Frau an der Spitze der anglikanischen Diözese Washington und sie nutzte den Gottesdienst in der National Cathedral in Washington für eine direkte Botschaft an Trump, der in der ersten Reihe sass und missmutig den Worten der Bischöfin lauschte.
«Trump-Hasserin»
Danach wütete der Republikaner auf Truth Social, dass Budde eine «radikale linke Hardliner-Trump-Hasserin» sei. Sie habe einen «fiesen Ton» und sei weder «klug» noch «überzeugend». Er fügte an: «Sie und ihre Kirche schulden der Öffentlichkeit eine Entschuldigung.»
Gegenüber der «New York Times» wollte die Geistliche danach den Wutausbruch von Trump nicht kommentieren. Es sei ihr nicht darum gegangen, den Präsidenten herauszufordern. «Ich wollte sagen: ‹Das Land wurde Ihnen anvertraut›», fügte sie hinzu. «Und eine der Eigenschaften eines Führers ist Barmherzigkeit.»
Sie kritisierte Trump schon einmal
Budde wurde 2011 zur neunten Bischöfin von Washington ordiniert. Zuvor war sie 18 Jahre lang Rektorin der St. John's Episcopal Church in Minneapolis. Sie hat einen Bachelor in Geschichte, einen Master in Theologie und einen Doctor of Ministry. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und mehrere Enkelkinder.
Die 65-Jährige hat ihre Predigten in Büchern und Zeitschriften veröffentlicht, darunter drei eigene Werke, zuletzt 2023. Während Trumps erster Amtszeit schrieb sie einen Kommentar in der «New York Times» und sagte, sie sei «entsetzt» über Trumps Verwendung der Bibel. Anlass war ein Auftritt vor der St. John's Church, bei dem Trump die Bibel hochhielt, kurz nachdem Beamte Tränengas gegen Demonstranten für Rassengerechtigkeit auf einem nahe gelegenen Platz eingesetzt hatten. Er habe «heilige Symbole verwendet», während er «Positionen vertrat, die im Widerspruch zur Bibel stehen», schrieb die Geistliche damals weiter.
Auf der Website der anglikanischen Diözese Washington wird die Geistliche als «Fürsprecherin und Organisatorin für Gerechtigkeitsanliegen, darunter Rassengleichheit, Prävention von Waffengewalt, Einwanderungsreform, die vollständige Einbeziehung von LGBTQ+-Personen und die Bewahrung der Schöpfung» beschrieben.